Diskussion um Wölfe: Waldführer schmeißt aus Protest hin

Von sechs entlaufenen Wölfen sind noch vier im Bayerischen Wald unterwegs. Eins der Tiere wurde am Wochenende abgeschossen. Das sorgt für heftige Diskussionen – ein empörter Waldführer hat nun Konsequenzen gezogen.

Wolf (Symbolbild) | Bild: Nationalpark Bayerischer Wald/Rainer Simonis

Der Waldführer kritisierte in einem öffentlichen Brief, dass die Wölfe erschossen werden. Der Nationalparkverwaltung gehe es nur darum, irrationale Ängste vor dem bösen Wolf zu beruhigen. Außerdem legte der Waldführer, der sich um Besuchergruppen kümmert und durch den Nationalpark führt, sein Ehrenamt nieder.

„Mit diesem Entschluss drückte ich mein Entsetzen, meine Enttäuschung und Trauer aus über den Umgang mit einer Krisensituation, wie sie seit dem 5. Oktober 2017 durch die Nationalparkverwaltung praktiziert wird.“

Auszug aus dem Brief des Waldführers

Konkret wirft der Waldführer der Nationalparkverwaltung vor, sich mit dem Abschuss für die „fatalste Lösung entschieden“ zu haben – „die Ermordung der fünf entlaufenen Wölfe“, schreibt er. Mit ihrem Vorgehen habe die Nationalparkverwaltung gezeigt, dass es ihr nicht um das Wohl der am 5. Oktober entlaufenen Tiere gehe und sie auch ihrem Motto „Natur, Natur sein lassen“ nicht gerecht werde. Daher wolle er „nicht mehr für eine Institution tätig sein, die ihren eigenen Auftrag nicht ernst nimmt“.

Kritik an Abschuss der Wölfe

Auch manche Menschen in der Region finden es übertrieben, dass die Suchtrupps des Nationalparks den Wölfen jetzt schon mit scharfer Munition nachjagen.

„Es ist nicht fair. Man hat eine Verantwortung für die Tiere, wenn man die hält. Man kann sie nicht erst aufziehen und wenn etwas nicht passt, erschieß ich sie. Ich würde sie betäuben und wieder in das Gehege tun.“

Anwohner

Genau das ist das Problem, sagt Nationalparkleiter Franz Leibl. Die Wölfe sind seit Jahren daran gewöhnt, dass Fotografen und Besucher traubenweise am Gehege-Zaun stehen. Deshalb halten sie zu wenig Abstand zu Häusern und Menschen. Im Weiler Pochermühle hat ein Wolf zwei Spaziergänger angeknurrt und bis zum Auto verfolgt.

Alternative Maßnahmen griffen nicht

Deswegen musste ein Wolfsweibchen, das sich um das Dorf Zwieslerwaldhaus herumgetrieben hatte, erschossen werden.

„Diese Entscheidung, den Wolf zu töten, haben wir uns nicht leicht gemacht. Wir haben auch intensiv versucht, die Tiere lebend einzufangen. Das heißt, wir haben Lebendfallen verwendet, haben es mit Narkosegewehren versucht, haben Treiberketten gebildet und so weiter.“

Franz Leibl, Nationalparkleiter

Ein Problem bei der Betäubing ist allerdings, dass man mit den Narkosegewehren relativ nah an das Tier herankommen muss. Das ist bei den Wölfen, die in den Wäldern am Falkenstein und am tschechischen Spitzberg unterwegs sind, aussichtslos. Zudem fliegen die Betäubungspfeile so langsam, dass die Wölfe ausweichen können. An den Ködern und Fallen ließen sie sich bislang nicht blicken.

Waren es Tierschützer oder Wolfshasser?

Nach wie vor unklar ist, warum überhaupt jemand das Gehegetor geöffnet und die Wölfe so freigelassen hat.

„Aus meiner Sicht wird dadurch die Wolfsdiskussion in Bayern angeheizt. Wenn es eine Fremdperson war, war dessen Absicht vermutlich, dem Wolf ein schlechtes Image zu verleihen.“

Franz Leibl, Nationalparkleiter

Denkbar wäre auch falschverstandene Tierliebe, also eine Art Wolfsbefreiungsaktion. Diese wäre bei Tieren, die lebenslang gefüttert wurden, aber unsinnig. Sicher ist nur: Es ist ausgeschlossen, dass die Tierpfleger vergessen haben, das Gehegetor zuzumachen. Das Tor ist zweifach gesichert, mit einem Schloss und zusätzlichen Sicherheitshaken.

Die Suchaktionen nach den Wölfen geht nun weiter. Und auch die Diskussionen werden wohl mit weiteren erschossenen Tieren nicht enden.

 

Quelle: http://www.br.de/nachrichten/niederbayern/inhalt/diskussion-um-ausgebrochene-woelfe-100.html

Autor: rsvarshan

Rechtssachverständiger , der gelernt hat seinen Kopf zu benutzen.

Ein Gedanke zu „Diskussion um Wölfe: Waldführer schmeißt aus Protest hin“

  1. Es sollte lieber über eine weitere Vermehrung sowie Ausbreitung des Menschen diskutiert werden. Wölfe sind ein Bestandteil unseres Lebens, sie gibt es So gut wie überall. Nur in Deutschland muß alles, vor was man Angst hat, beseitigt werden. Armes Deutschland.

    Like

Kommentare sind geschlossen.

%d Bloggern gefällt das: