Schweden will Banken zwingen, Bargeld zu akzeptieren

Das schwedische Parlament will die Banken des Landes zum Erhalt von Bargeld zwingen und somit die seit Jahren laufende Bargeld-Abschaffung faktisch beenden.

Schwedische Kronen. (Foto: dpa)

Schwedische Kronen. (Foto: dpa)

Das Parlament von Schweden bereitet ein Gesetz vor, um die Banken des Landes zum Erhalt von Bargeld zu zwingen. Wie Bloomberg berichtet, sollen Finanzinstitute ab einem Mindestvolumen der Kundeneinlagen von umgerechnet rund 6,8 Milliarden Euro (70 Milliarden Kronen) künftig gezwungen werden, Münzen und Scheine für Kunden bereitzustellen und als Einzahlungen zu akzeptieren.

Das Gesetz soll Teil einer Novelle des Riksbank-Gesetzes sein, das von einer parlamentarischen Kommission ausgearbeitet wird. Den Parlamentariern zufolge muss es „einen entsprechenden Zugang für Bargeld-Dienstleistungen in ganz Schweden“ geben. Demnach sollen Geldautomaten oder Bankschalter für mindestens 99 Prozent aller Schweden nicht weiter als 25 Kilometer entfernt seien.

„Wir glauben, dass der fortwährende Zugang zu Bargeld in einer kontrollierten Art und Weise auch weiterhin ermöglicht werden muss, damit die Nachfrage der Öffentlichkeit gestillt werden kann“, sagte ein Parlamentarier.

Das geplante Gesetz stellt einen scharfen Kontrast zu den seit Jahren in Schweden zu beobachtenden Tendenzen dar, das Bargeld immer weiter zurückzudrängen. Schon heute akzeptieren viele Geschäfte keine Münzen und Scheine mehr.

Seit einiger Zeit jedoch wächst der Widerstand gegen die Bargeld-Abschaffung und die Transformation hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft. Der Gouverneur der Riksbank, Stefan Ingves, äußerte bereits vor Monaten große Sorgen, weil Teile des Volkes durch die Abschaffung in ihren Grundrechten beschnitten werden.

Andere Stimmen weisen darauf hin, dass eine komplette Umstellung auf einen bargeldlosen Zahlungsverkehr große Risiken berge, weil Geheimdienste oder Kriminelle das gesamte System lahmlegen und die Bürger faktisch von ihren Ersparnissen trennen könnten.

Die parlamentarische Kommission kritisiert zudem, dass die Weigerung vieler Banken und Geschäfte, kein Bargeld mehr zu akzeptieren, illegal ist. „Wir glauben, dass die großen Banken der Gesellschaft gegenüber eine Verpflichtung haben, den Zugang zu Münzen und Scheinen zu gewährleisten. Es ist deshalb nicht sinnvoll, dass sie diese Verpflichtung zurückweisen, insbesondere, weil es sich bei Bargeld um ein gesetzliches Zahlungsmittel handelt.“

Möglich ist, dass die Maßnahmen gegen eine Bargeld-Abschaffung Teil eines größeren Bedrohungsszenarios ist, mit dem die Regierung in Stockholm rechnet.

Die schwedische Regierung hatte am Nationalfeiertag die umfangreichsten Militärmanöver seit Jahrzehnten angesetzt. Für die landesweiten Übungen von 40 Bataillonen am vergangenen Mittwoch wurden nach Armeeangaben 22.000 Reservisten aktiviert. Es handelte sich um die erste Masseneinberufung von Reservisten seit 1975.

Nach Armeeangaben sollten Aufklärungs-, Verteidigungs- und Logistikaufgaben trainiert werden, vorwiegend auf dem Festland. Ziel der Manöver sei es, Schwedens Verteidigungsbereitschaft zu stärken und die operativen Fähigkeiten zu verbessern, sagte der Oberste Befehlshaber Micael Byden. Zudem werde die Mobilisierungskette umfassend geprüft. Die Reservisten seien „entscheidend“ für die Verteidigung des Landes, sagte Byden.

Im vergangenen Monat hatte das skandinavische Land mit einer Broschüre für Aufsehen gesorgt, in der die Regierung die Bevölkerung auf einen möglichen Kriegsfall vorbereitete. In dem Papier mit dem Titel „Falls eine Krise oder ein Krieg kommt“ wurde etwa erläutert, wie Lebensmittelvorräte anzulegen sind. Es handelte sich um die erste Broschüre dieser Art seit dem Jahr 1961.

 

Quelle: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/06/12/schweden-will-banken-zwingen-bargeld-zu-akzeptieren/

Angriff auf den Dollar: Russland trifft die Achilles-Ferse der Amerikaner

Im globalen Währungskrieg hat Russland einige Vorteile auf seiner Seite. Das Land verfügt über enorme Goldreserven. Zudem hat es kaum Schulden und kann seine Ausgaben vollständig aus seinen Einnahmen finanzieren. Russlands Schwachstellen sind die militärische Macht der USA und ihre Kontrolle über die globale Finanzindustrie. Die offenkundige Abkehr Russlands vom Dollar macht den Kurs Putins für Obama jedoch brandgefährlich.

Putins Macht gründet sich nicht nur auf dem Militär. Mit der Abkehr vom Dollar könnte er die Amerikaner an ihrer empfindlichsten Stelle treffen. Ein amerikanisches War-Game hatte genau diese Entwicklung bereits vor einigen Jahren durchgespielt. (Foto: dpa)

Der Autor James Rickards berichtet in seinem höchst lesenswerten Buch “Währungskrieg: Der Kampf um die monetäre Weltherrschaft” von einem interessanten War-Game, das die Amerikaner vor einigen Jahren durchgeführt hatten: Die Annahme des Spiels war, dass Russland versuchen könnte, die internationale Weltwirtschaft mit einer neuen, goldgedeckten Währung auf den Kopf zu stellen. Die teilnehmenden Militärs waren verwirrt, hielten den fiktiven Schachzug jedoch für geschickt gewählt und gaben ihm durchaus Chancen auf Erfolg.

Wenige Jahre später zeigt sich in verblüffender Weise, dass die Theorie der Amerikaner von der Praxis eingeholt zu werden scheint.

Russland ist einer der größten Goldbesitzer der Welt, hat einen stabilen Staatshaushalt und ist wirtschaftlich unabhängiger vom Westen als umgekehrt. Auch die zurückgehende Bedeutung des Dollar und die Überschuldung des westlichen Finanzsystems spielen langfristig Russland in die Karten. Aber noch kontrolliert der Westen das Finanzsystem.

In letzten fünf Jahren hat Russland seine Goldreserven fast verdoppelt. Im Juni erhöhte die russische Zentralbank ihre Bestände nach Angaben des Internationalen Währungsfonds auf nunmehr 1.094,8 Tonnen (rund 35,2 Millionen Unzen). Ein großer Teil dieses Goldes wird importiert. Denn in der ersten Jahreshälfte hat Russland bereits mehr als die gesamte russische Goldproduktion eines Jahres aufgekauft.

Russland ist derzeit der zweitgrößte Goldproduzent der Welt hinter China. Im vergangenen Jahr förderte das Land 254 Tonnen Gold, berichtete der staatliche Sender Russia Today, dessen Angaben allerdings nicht nachprüfbar sind. Das wären 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die USA hingegen produzierten laut U.S. Geological Survey nur 227 Tonnen. Das ist der niedrigste Stand seit 2009.

Mit dem aggressiven Aufstocken der Goldreserven festigt Russland seine kürzlich erreichte Stellung unter den Staaten als fünftgrößter Goldbesitzer hinter den USA, Deutschland, Italien und Frankreich. Allerdings bestehen erhebliche Zweifel, ob die USA tatsächlich die von ihr angegebene Menge Gold besitzen. Denn die Federal Reserve verweigert jede unabhängige Prüfung ihrer Bestände.

Auch der Verbleib der rund 1.500 Tonnen Gold ist fraglich, welche die Deutsche Bundesbank bei der Federal Reserve lagert. Denn die Bundesbank hat derzeit große Schwierigkeiten dabei, einen Teil ihres Goldes nach Deutschland zurückzuholen. Peter Boehringer von der Bürgerinitiative „Holt unser Gold heim“ sagte Anfang des Jahres im Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten:

„Die Zweifel wachsen, wenn schon die erste Tranche über poplige 37 Tonnen […] nicht ohne Widersprüche und erhebliche Unklarheiten beziehungsweise Intransparenzen durchführbar war. Wie soll dies dann erst bei weiteren Lieferungen werden? Ob alles wirklich in Originalform da war und ist, werden wir erst nach der letzten, hoffentlich dann sauber dokumentierten Lieferung erfahren.“

Russland hingegen lagert sein Gold im eigenen Land. Neben seinen enormen Goldreserven verfügt es über riesige Mengen an ausländischen Währungsreserven, vor allem Dollar-Reserven. Nur vier Staaten der Welt halten mehr ausländische Währungsreserven als Russland. Dies sind China, Japan, Saudi-Arabien und die Schweiz.

Die russischen Reserven in ausländischen Währungen (ohne Gold) hatten im Juni einen Umfang von 432 Milliarden Dollar, ein Rückgang um rund 10 Prozent innerhalb eines Jahres. Zum Vergleich: Der Wert der russischen Goldreserven stieg im selben Zeitraum von 38,5 Milliarden Dollar auf 46,3 Milliarden Dollar. Russland trennt sich vom Papier und kauft physisches Gold.

Neben großen Gold- und Währungsreserven hält Russland auch US-Staatsanleihen im Umfang von 111,4 Milliarden Dollar (Stand Mai). Laut den Zahlen des US-Finanzministeriums hielt Russland noch ein Jahr zuvor US-Staatsanleihen im Umfang von 143,4 Milliarden Dollar. Dies ist ein Rückgang um 22,3 Prozent innerhalb nur eines Jahres. Russland verabschiedet sich ganz offen vom Dollar.

Wenn sich der Finanz-Krieg ausweitet, wird Russland voraussichtlich seine bisherige Strategie fortsetzen und (1) seine Goldreserven weiter aufstocken, auch durch den Import von Gold, (2) seine Dollar-Reserven weiter abbauen und (3) seine US-Staatsanleihen weiter abstoßen. Vor allem die letzten beiden Punkte könnten die USA während eines Währungskriegs in massive Probleme bringen.

Denn zwar hält Russland nur noch rund 0,6 Prozent aller US-Staatsanleihen mit einem Gesamtumfang von rund 17,7 Billionen Dollar. Und auch die Dollar-Reserven Russlands sind relativ klein. So viel Geld druckt die Federal Reserve nach eigenen Angaben innerhalb weniger Monate. Allein von Juni 2013 bis Juni 2014 erhöhte sie die Geldbasis von 3,22 auf 3,97 Billionen Dollar – ein Anstieg um 23 Prozent.

Doch das Entscheidende an dieser Entwicklung ist, dass sich nun auch die russischen Unternehmen vom Dollar unabhängig machen. So schützen sie sich gegen die Sanktionen des Westens. Sie eröffnen Konten in Asien und stellen ihre Export-Verträge auf asiatische Währungen wie den chinesischen Yuan und den Hong-Kong-Dollar um (mehr hier).

Dieser Trend gefährdet die Existenz der US-Währung, deren Wert vor allem darauf beruht, dass sie im internationalen Handel verwendet wird. Wenn die Staaten der Welt wie Russland den Dollar immer weniger verwenden und ihn abstoßen, kann dies in den USA eine extreme Inflation auslösen. Denn dieselbe Menge Dollar wird dann für weniger Dinge verwendet. Das heißt, für dieselben Dinge braucht man mehr Dollar.

Die USA haben die Flucht vieler Staaten aus dem Dollar nicht nur dadurch verursacht, dass sie den Dollar seit Jahrzehnten durch extremes Gelddrucken immer weiter entwerten. Außerdem missbrauchen sie ihre Macht im Finanzsystem, indem sie Strafen und Sanktionen gegen andere Staaten verhängen (mehr hier).

Ein weiterer Vorteil Russlands in einem kommenden Finanz-Krieg ist sein relativ stabiler Staatshaushalt. Die russische Staatsschuldenquote lag laut Trading Economics im vergangenen Jahr bei nur 13,4 Prozent. Das Haushaltsdefizit lag bei nur 0,5 Prozent, obwohl das Land mal eben 50 Milliarden Dollar für die Vorbereitung der Olympischen Spiele ausgab.

Zum Vergleich: Die Schuldenquote der USA lag im vergangenen Jahr bei enormen 101,5 Prozent, das Haushaltsdefizit bei 4,1 Prozent. Ohne immer neue Schulden zu machen, könnten die USA die laufenden Ausgaben für ihr Militär nicht mehr finanzieren. Russland hingegen kann seine Armee aus Steuergeldern bezahlen.

Auch in der Eurozone lag die Staatsschuldenquote im vergangenen Jahr bei 92,6 Prozent. Das Defizit lag bei 3 Prozent. Auf Dauer ist dies nicht tragfähig. Doch nicht nur die Regierungen des Westen sind überschuldet. Dasselbe gilt für viele Zentralbanken und kommerzielle Banken, die alle miteinander verbunden sind.

Die begrenzten Möglichkeiten des Westens zeigen sich derzeit auch an dem scheiternden Versuch, Russland mit Sanktionen zu treffen. Tatsächlich schaden sich die westlichen Staaten auch selbst. Allein der unmittelbare Schaden für die polnische Landwirtschaft soll sich auf rund 500 Millionen Euro belaufen.

Aber noch verfügen die USA über eine große Wirtschaftskraft und über eine gewaltige Militär-Macht. Das BIP der Amerikaner ist mit 16,8 Billionen Dollar acht mal so groß wie das russische BIP von 2,1 Billionen Dollar. Die Militärausgaben der USA lagen im letzten Jahr bei 582,4 Milliarden Dollar. Auch dies ist mehr als acht mal so viel wie die Militärausgaben Russlands von 68,9 Milliarden (mehr hier).

Zudem kontrollieren die USA die globale Finanzindustrie. Machtbewusst demonstrierten sie in der vergangenen Woche erneut ihre Bereitschaft für einen Finanz-Krieg gegen Russland. Die für Europa zuständige US-Diplomatin Victoria Nuland sagte, die Schaffung von Marktunsicherheit sei „ein neues Instrument der europäischen und der US-Außenpolitik“ (mehr hier).

Das neue Buch von Michael Maier ist bereits die sechste Woche in Folge auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Genau diese Entwicklung hat DWN-Herausgeber Michael Maier in seinem Bestseller „Die Plünderung der Welt“ beschrieben. Er erklärt anhand von vielen anschaulichen Beispielen, wie die Schuldenkrise und die hemmungslose Gier durch Manipulationen und Rechtsbruch direkt in einen Krieg münden können – den letzten Endes die Finanz-Eliten gegen die Bürger der Welt führen.

Michael Maier
Die Plünderung der Welt
Wie die Finanz-Eliten unsere Enteignung planen 288 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag 19,99 € (D), 20,60 € (A)
Auch als E-Book erhältlich
ISBN 978-3-89879-853-2
FinanzBuch Verlag, München 2014

Das Buch ist überall im Buchhandel erhältlich. Beim Verlag kann es hier bestellt werden.

Das Buch ist bei Amazon erhältlich – hier.

 

gefuunden bei: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/08/10/gegen-den-dollar-russland-trifft-die-achilles-ferse-der-amerikaner/#.U-i0YXCz68A.facebook

Das Ende der Schweiz als „Banken – El -Dorado“ ???

Auslandsbanken in Bewegung

Massenauswanderung?

Daniel Imwinkelried Heute, 2. Mai 2014, 09:03
Morgan Stanley verkauft einen Teil der Aktivitäten in der Schweiz.
Morgan Stanley verkauft einen Teil der Aktivitäten in der Schweiz. (Bild: Reuters)
Die Auslandsbanken stehen vor einem Grundsatzentscheid: entweder in der Schweiz investieren oder das Land verlassen. Diverse haben sich für die zweite Variante entschieden, zuletzt Morgan Stanley.

Die Schweiz hat im Verwaltungsrat der Banque Internationale à Luxembourg (BIL) in den vergangenen Jahren immer wieder für Diskussionsstoff gesorgt. Das Gremium habe sich wiederholt gefragt, ob man im Land weiterhin präsent sein wolle, sagt Michel Wohl, Chef der BIL Suisse. Die Bankleitung hat sich für das Bleiben entschieden, vor allem weil sie das Land im Private Banking immer noch für eine zugkräftige Marke hält. Wachstum ist aber zwingend. In Genf und Zürich verwaltet die Bank bloss 2 Mrd. Fr., und das ist laut Wohl zu wenig, um langfristig Erfolg zu haben.

Investieren und expandieren oder einen Schlussstrich unter das Kapitel Schweiz ziehen: Vor diesem Entscheid stehen derzeit alle Muttergesellschaften der 120 Auslandsbanken. Viele von ihnen sind verhältnismässig klein, weshalb sie noch mehr als einheimische Anbieter unter dem schwieriger gewordenen Umfeld leiden. Weil die Kommissionen weniger üppig fliessen als vor der Finanzkrise von 2008, hat die Rentabilität gelitten. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis ist im Vergleich mit den lukrativen Jahren vor 2008 um rund 10 Prozentpunkte auf über 70% stark gestiegen.

Einige Institute haben die Präsenz im Schweizer Private Banking bereits aufgegeben, darunter Santander, Lloyds und ABN Amro. Andere wie Standard Chartered, Morgan Stanley und die deutsche Deka (Swiss) Privatbank haben den Rückzug angekündigt. Letztgenannte wird ihre Tätigkeit hierzulande Ende Jahr einstellen, nachdem die verwalteten Vermögen stark auf 650 Mio. € geschrumpft sind. Künftig werden die Kunden vor Ort in Deutschland oder aus Luxemburg betreut. Morgan Stanley hat soeben angekündigt, dass die hieisigen Aktivitäten an J. Safra Sarasin veräussert werden.

Rückgänge bei den verwalteten Vermögen bzw. Nettoabflüsse mussten zuletzt die meisten Auslandsbanken verkraften, während es den einheimischen Anbietern auch in den schwierigen Jahren nach 2008 noch gelang, netto zusätzliche Vermögen anzuziehen. Diese Diskrepanz hat verschiedene Gründe. Zum einen führen die Auslandsbanken verhältnismässig viele Depots in Euro, und diese Währung hat gegenüber dem Franken stark an Wert eingebüsst. Zum anderen drängen auch die Auslandsbanken ihre europäischen Kunden dazu, Schwarzgeld im Heimatland zu deklarieren. Falls sich die Anleger dazu durchringen, kommt es häufig vor, dass Besitzer von verhältnismässig kleinen Vermögen dieses gleich auch repatriieren, sei es aus eigenem Antrieb oder auf sanften Druck der Bank hin, die ihre Rentabilität erhöhen muss.

Daneben zwingen auch neue und kostspielige Vorschriften die Finanzkonzerne, ihre globale Präsenz zu überdenken. In den Jahren vor der Finanzkrise herrschte in der Branche eine grosse Euphorie, was viele Institute dazu verleitete, ihre Aktivitäten auszubauen. Heute jedoch können sie sich das breite Angebot nicht mehr leisten. Dabei ziehen sich die Institute beileibe nicht nur vom Private-Banking-Platz Schweiz zurück. Lloyds Banking etwa stiess 2013 sowohl ihre hiesige Privatbank ab als auch Vermögensverwalter in Miami und Dubai. «Gebot der Stunde ist es, die Komplexität zu reduzieren», sagt Christoph Reich, Finanzchef der Liechtensteinischen Landesbank (LLB). Diese schloss 2013 ihre Schweizer Tochtergesellschaft, die trotz verwalteten Vermögen von 4 Mrd. Fr. wirtschaftlich nie auf einen grünen Zweig gekommen war. In Genf und Erlenbach betreut die LLB noch osteuropäische Kunden, wobei die beiden Einheiten nun dem Liechtensteiner Mutterhaus unterstehen.

Der Rückzug gestaltet sich unter Umständen aber schwierig. Interessenten stehen nicht Schlange, wenn eine Finanzgruppe einen Käufer für die Schweizer Tochterfirma sucht. Wie sehr man sich in Geduld üben muss, hat die Leitung der Versicherung Generali erfahren. Seit bald drei Jahren sucht sie vergebens einen Käufer für ihre Tessiner Tochter BSI.

Dabei harzt es nicht nur, weil der Steuerstreit mit den USA noch in der Schwebe ist und die Schweiz auch mit Frankreich sowie Italien keine endgültige Lösung gefunden hat, wie mit Steuersündern umgegangen werden soll. Meist sind die ausländisch beherrschten Schweizer Privatbanken auch selbständig operierende Firmen mit eigenem Backoffice. Etablierte Vermögensverwalter schrecken davor zurück, solche komplexen Gebilde zu akquirieren, da ihnen der Aufwand für deren Integration zu hoch erscheint. Viel lieber übernehmen sie bestimmte Kunden aus ausgewählten Ländern; anders als früher gehen die Banken dabei nicht mehr handstreichartig vor, indem sie beim Konkurrenten Betreuer abwerben und darauf zählen, dass ein Grossteil der Kunden ihren Bezugspersonen folgen wird. Stattdessen werden die Kunden im Einvernehmen mit dem Verkäufer transferiert.

Für die Angestellten haben solche Transaktionen meist schwerwiegende Folgen. Da die erwerbende Bank vor allem an den Vermögen interessiert ist und mit der Akquisition auch ihre Rentabilität steigern möchte, hat es für viele Mitarbeiter keinen Platz mehr in der neuen Organisation. Als die liechtensteinische LGT beispielsweise 2009 die Dresdner Bank Schweiz übernahm, verdoppelte sie auf diese Weise die verwalteten Vermögen auf 20 Mrd. Fr. und den Mitarbeiterbestand auf 600 Personen. Heute sind für das Liechtensteiner Institut in der Schweiz noch 400 Angestellte tätig.

Schweizer Töchter schaffen zu viele Probleme

Wenn sich Auslandsbanken zurückziehen, zehrt das an der Substanz des Finanzplatzes. Ist diese Entwicklung darüber hinaus ein Frühwarnindikator für den schleichenden Niedergang des Bankenplatzes? Oder verlieren die ausländischen Mutterhäuser mit ihren Schweizer Tochtergesellschaften ganz einfach die Geduld, weil sie nur wenige Prozente der Konzerneinnahmen generieren, derzeit aber in viele Probleme verstrickt sind wie in den Steuerstreit mit den USA?

In der Branche gehen die Meinungen dazu auseinander. Ein Alarmsignal ist sicher, dass sich in den vergangenen Jahren nur wenige neue Vermögensverwalter in der Schweiz niedergelassen haben. Gewisse Kreise geben dafür der Finanzmarktaufsicht Finma die Schuld, deren regulatorische Anforderungen zu streng seien. Andere glauben, dass mit dem Ende des «alten» Bankgeheimnisses die Schweiz grundsätzlich an Attraktivität eingebüsst habe. Marco Bizzozero, Chef der Deutschen Bank Schweiz, sieht den hiesigen Finanzplatz aber gleichwohl in einer guten Position. Ein Anbieter, der im Wealth-Management-Geschäft führend sein wolle, müsse hierzulande präsent sein, sagt er. Gemessen an den verwalteten Vermögen von 39 Mrd. Fr. gehört das Unternehmen zu den grössten Auslandsinstituten; die Einheit betreut dabei nicht nur Kunden, die ein Depot in der Schweiz wünschen, sondern sie ist auch für die Führung des Wealth-Management-Geschäfts in Europa (ohne Deutschland), im Mittleren Osten und in Afrika zuständig. Im vergangenen Jahr hat die Deutsche Bank Schweiz das Backoffice an B-Source ausgelagert, und derzeit installiert sie die Banken-Software von Avaloq. Beides sei ein Bekenntnis zum hiesigen Standort, sagen Vertreter der Bank.

Aufstrebendes Luxemburg

Dabei hat aber auch die Deutsche Bank ihre Strategie angepasst. In ihrem Fokus stehen jetzt schwerreiche Anleger, etwa aus den Schwellenländern, die zur Diversifikation einen Teil ihres Vermögens in der Schweiz deponieren. Sogenannte Affluent-Kunden, also Anleger mit einem Vermögen von einigen hunderttausend Franken, sollen dagegen möglichst in deren Heimatstaaten betreut werden. Das ist ein allgemeiner Trend bei den Auslandsbanken. Zwar richten sich nicht alle von ihnen nur auf sehr wohlhabende Anleger aus; bei der BIL beispielsweise oder der dänischen Jyske Bank ist man auch mit einem Vermögen von einigen hunderttausend Franken willkommen. Gleichwohl sind die Wunschkunden der Auslandsbanken heute mehrfache Millionäre, die in der Schweiz einen Hort der Sicherheit sehen.

Diese Klienten werden allerdings auch von Banken in London und Luxemburg umworben, und diese Finanzplätze weisen Vorzüge auf, die der Schweiz fehlen. Beiden steht der Zugang zum Finanzmarkt der EU offen. London bietet Anlegern ferner ein breites Angebot an Dienstleistungen, mit dem der hiesige Finanzplatz nicht mithalten kann. Auch Luxemburg entwickelt sich immer mehr zu einem ernsthaften Konkurrenten. Als Private-Banking-Standort sei die Schweiz zwar renommierter als das Grossherzogtum, sagt BIL-Suisse-Chef Wohl, dieses sei aber geschickt, wenn es darum gehe, Nischen zu finden. So hat Luxemburg eine starke Position im Geschäft mit Versicherungsmänteln inne, und mit dem SIF (spezialisierte Investmentfonds) existiert eine flexible Anlageform, die es gerade reichen Familien ermöglicht, ihr Vermögen zu strukturieren. Ein solches Instrument fehle in der Schweiz, bedauern Banker. Noch immer betreibe man hierzulande eben in erster Linie die traditionelle Vermögensverwaltung statt umfassendes Wealth Planning, das Themen wie Steuern und Erben einschliesse.

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