Bienenskandal-Krebserreger Glyphosat/Monsanto: Imker zeigen Bayer an

 

Französische Imker haben Anzeige gegen den Chemiekonzern Bayer erstattet. Dabei geht es um Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat in Honig, wie der Imker-Verband aus dem Verwaltungsbezirk Aisne im Nordosten Frankreichs am Freitag mitteilte.


Glyphosat ist der Hauptbestandteil des Herbizids Roundup, das zu Bayer gehört, seit der Leverkusener Konzern den US-Saatguthersteller Monsanto übernommen hat. Bayer hatte die Übernahme am Donnerstag formell abgeschlossen.

Der Verband vertritt rund 200 Imker und wirft Bayer und Monsanto den „Vertrieb schädlicher Substanzen“ vor. Eines der Mitglieder habe seinen Honig nicht an einen Großhändler verkaufen können, da dieser bei Laboruntersuchungen Glyphosat-Rückstände festgestellt habe, sagte Verbandspräsident Jean-Marie Camus.

Rücksichtslose Massenbienenhaltung und -tötung für Honig

Dieses Video gibt einen kurzen Einblick in das rücksichtslose System des Honigraubs. Die Bienen werden in Massen gehalten und ihres Honigs rigoros beraubt. Viele Tiere werden dabei grausam getötet.

Um Himmels Willen, Ihr guten Menschen. Bitte kauft keinen Honig mehr aus dem Supermarkt … Kauft am besten gar keinen Honig. Wir brauchen ihn nicht aber die Bienen brauchen ihn dringend für sich selbst und ihre Nachkommen. Und die Bienen tun schon längst genug für unsere Welt. Sie bestäuben 80% unserer Pflanzen, die wir alle zum Überleben brauchen. Die Bienen brauchen unseren Schutz!. Legt Euch blühende Bienengärten an … an all Euren Fenstern, auf Euren Balkonen und Terrassen an … baut gute Nisthilfen, kauft keinen Billigschrott, …. verwendet keine bienen-giftigen Pflanzenschutzmittel. Unterstützt Projekte, die die Bienen nur schützen und ihnen nichts nehmen.

Denn ohne Bienen … keine Pflanzen … keine Menschen … kein gar nichts mehr.

Die Imker vermuten, dass der Honig durch den Einsatz von Roundup auf benachbarten Raps- oder Rübenfeldern verunreinigt wurde. Camus hofft, dass die französischen Behörden den Vorfall untersuchen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte im Herbst angekündigt, Glyphosat verbieten zu lassen, nachdem die EU die Zulassung für die Substanz für fünf Jahre verlängert hatte. Das geplante Verbot scheiterte aber Ende Mai in der Nationalversammlung.

Krebserreger Glyphosat: Der Unkrautvernichter von Monsanto

Glyphosathaltige Unkrautvernichter werden tonnenweise eingesetzt – nicht nur in der Landwirtschaft, auch vom Hobbygärtner. Sie heissen Roundup oder Glyfos und werden vom berüchtigten Gentech-Konzern Monsanto hergestellt. Die schädlichen Auswirkungen auf Natur und Mensch werden verharmlost oder gar geleugnet. Wer Roundup eine Schädlichkeit nachweisen kann, wird von Monsantos Anwälten zum Schweigen gebracht. Nun hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeschaltet. Ihre Untersuchungen haben ergeben, dass Glyphosat sehr wohl schädlich ist und auch Krebs auslösen kann.

Unkrautvernichter Glyphosat ist ein Milliarden-Geschäft

Glyphosathaltige Unkrautvernichter (z. B. Roundup) sind sog. Breitbandherbizide, also Unkrautvernichtungsmittel, die für fast alle Pflanzenarten giftig sind. Hersteller ist der Saatgut- und Gentechnik-Konzern Monsanto mit Sitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri.

1971 liess Monsanto Glyphosat als Herbizid patentieren – heute macht der Konzern allein mit Roundup einen Jahresumsatz von 2 Milliarden US-Dollar.

Seit dem Ablauf des Patentschutzes mischen zahlreiche Unternehmen mit. Die Hälfte des Angebots stammt heute aus China.

Inzwischen ist Glyphosat weltweit einer der am meisten eingesetzten Herbizid-Wirkstoffe, wobei beachtet werden muss, dass Roundup immer giftiger ist als sein aktiver Bestandteil Glyphosat.

Dies liegt daran, dass die Rezeptur noch weitere Gifte enthält, beispielsweise Formaldehyd und somit der sogenannte „Cocktaileffekt“ entsteht, was bedeutet, dass die Mixtur immer gefährlicher und giftiger ist als die einzelnen Komponenten für sich allein.

Landwirt spricht Klartext über Gefahren von Glyphosat in unseren Lebensmitteln

Monsanto macht Roundup-Gegner mundtot

Im Laufe der Jahre wurde die Wirkung von Glyphosat auf Säugetiere, Vögel, Fische und Wirbellose angeblich umfangreich untersucht – z. B. von der US-Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency (EPA), aber auch von Einrichtungen der EU.

Meist hiess es, dass die bestimmungsgemässe Anwendung von Glyphosat bzw. Roundup für den Menschen keinerlei Gesundheitsrisiken berge, obgleich beispielsweise der Naturschutzbund Deutschland oder Greenpeace schon lange den gegenteiligen Standpunkt vertreten.

Doch immer, wenn Universitäten bzw. Nichtregierungsorganisationen Studien veröffentlichten, in denen Glyphosat als tickende Zeitbombe entlarvt wurde, ging der Konzern Monsanto sehr schnell zum Gegenangriff über. Kritische Forscher wurden einfach diskreditiert oder auf andere Weise mundtot gemacht.

WHO verkündet: Glyphosat ist ein Krebserreger

Dies dürfte aber bei der neuen, erwähnten Studie nicht mehr so einfach sein, da diese von der International Agency for Research on Cancer (IARC), einer Einrichtung der WHO, durchgeführt wurde.

Die im März 2015 in der Fachzeitschrift Lancet Oncology veröffentlichte Studie zeigt auf, dass insgesamt fünf Organophosphate, die als Herbizide oder Pestizide zum Einsatz kommen, krebserregend sind.

Darunter befindet sich auch das Herbizid Glyphosat, das in die Gruppe 2A eingestuft wurde. Diese Kategorie umfasst Substanzen, die bei Tieren definitiv und bei Menschen höchstwahrscheinlich Krebs auslösen.

Die Studie bezieht sich auf diverse Untersuchungen in den USA, Kanada und Schweden, die seit 2001 durchgeführt wurden. Hierbei kamen Krebs-Experten aus 11 Ländern einstimmig zum Schluss, dass Roundup bei Tieren Krebs auslösend wirkt.

Die Forschungen ergaben mitunter eine Häufung von Karzinomen der Nierentubuli und von bösartigen Tumoren im Stütz- und Bindegewebe. Zudem erhöhte Glyphosat die Rate von Geschwülsten in der Bauchspeicheldrü
se und es kam zu einer erhöhten Rate von Hautkrebs.

Doch auch der Mensch bleibt nicht verschont: Die Wissenschaftler konnten überzeugende Beweise vorlegen, dass das Herbizid Lymphdrüsen- und Lungenkrebsauslöst.

Zudem haben Untersuchungen gezeigt, dass Glyphosat in menschlichen und tierischen Zellen DNA- und Chromosomenschäden verursacht.

Monsanto verlangt Widerruf

Die WHO ist die erste grosse internationale Organisation, die sich gegen Monsanto stellt. Der Konzern hat darauf natürlich prompt reagiert.

In seiner Pressemitteilung heisst es nun aber paradoxerweise, es sei nicht durch wissenschaftliche Studien belegt, dass Roundup Krebs auslösen könne.

Philip Miller, Vizepräsident von Monsanto, liess verlauten, dass die Qualität der WHO-Studie infrage gestellt werde. Monsanto habe der IARC wissenschaftliche Daten zur Verfügung gestellt, welche doch die Sicherheit von Glyphosat belegten, aber grösstenteils ignoriert worden seien.

Monsanto besteht nun auf einen Widerruf vonseiten der WHO, da die Studie – nach Monsantos Meinung – gegenstandslos sei.

Dave Schubert, Leiter des Labors für zelluläre Neurobiologie am Salk Institute for Biological Studies in La Jolla, Kalifornien kontert, dass es mehrere unabhängig veröffentlichte Manuskripte gebe, die klar aufzeigen, dass Glyphosat Krebs fördern könne und deshalb verboten werden sollte.

Eine Zukunft ohne Roundup?

Da nun die aktuelle EU-Zulassung für Glyphosat 2015 ausläuft, stellt sich jetzt akut die Frage, ob diese neue Untersuchung in naher Zukunft Früchte tragen wird oder ob Tier, Mensch und die Umwelt weiterhin mit dem gefährlichen Herbizid belastet werden, wie es bislang der Fall war.

Allein in der Schweiz werden jährlich 300 Tonnen Glyphosat verkauft und in Deutschland wird derzeit laut Erhebungen der Universität Göttingen auf 39 Prozent der Ackerflächen Glyphosat gespritzt. Betroffen sind insbesondere Winterraps, Hülsenfrüchte, Wintergerste und Sommergetreide.

Vor der Aussaat werden die Felder frei von Wildkräutern gespritzt, vor der Ernte soll Roundup die Reifung der Kulturpflanzen beschleunigen (was natürlich zu Rückständen in Lebensmitteln führt) und nach der Ernte wird das Herbizid auf die Stoppeln gesprüht, um den Unkrautbewuchs vor der Bodenbearbeitung zu unterbinden.

 

Glyphosat – Auch von Hobbygärtnern gern genutzt

Roundup wird aber auch unter dem Markennamen Glyfos oder Glypho-Unkraut-Ex von Hobbygärtnern oder anderen Privatpersonen verwendet.

Dabei dürfte dies gar nicht sein, da Glyphosat nur von Personen mit Sachkundenachweis angewendet werden darf – zumindest dann, wenn Sie Mengen ab einem Liter kaufen (die auch deutlich günstiger sind als Kleinpackungen).

Wenn Sie nun also Glyfos gegen Ihren Löwenzahn auf den Gartenwegen, an der Hauswand oder Ihrem Carport einsetzen möchten, kaufen Sie natürlich die günstigere Literflasche oder gar gleich den 5-Liter-Kanister.

Das ist auch absolut möglich, denn zumindest in Online-Shops werden Sie lediglich darüber informiert, dass Sie das Mittel eigentlich nicht kaufen dürfen, da es nicht für den Haus- und Kleingartenbereich zugelassen ist und nur von Personen mit Pflanzenschutzsachkunde erworben werden darf.

Das sind Menschen mit einschlägiger Berufsausbildung als Gärtner oder Landwirt oder Personen, die eine Pflanzenschutzsachkundeprüfung abgelegt haben.

Auch werden Sie darüber informiert, dass Sie Glyfos keinesfalls auf befestigten Wegen, Hofflächen, Plätzen etc. ausbringen dürfen (es könnte in Gewässer geschwemmt werden und dort das Ökosystem massiv beeinträchtigen).

Ihren Löwenzahn auf den Gartenwegen oder dem Autoabstellplatz dürfen Sie mit Glyfos also nicht behandeln – es sei denn, Sie hielten sich an § 6 Abs. 3 PflSchG (Pflanzenschutzgesetz) und hätten eine schriftliche Genehmigung für dieses Einsatzgebiet.

Doch verlangt bei der Bestellung kein Mensch von Ihnen den Sachkundenachweis. Die Genehmigung für den Einsatz auf Ihren Gartenwegen hingegen schon. Allerdings erwartet niemand von Ihnen, dass Sie erzählen, wo genau Sie nun Glyphosat einsetzen möchten.

Sie sprühen also reichlich Glyphosat auf Ihre Gartenwege. Der böse Löwenzahn, der Ihren sterilen Wegen wenigstens etwas Farbe geschenkt hatte, trägt jetzt dasselbe Einheitsbraun wie Ihre Gartenwege und Sie sind erleichtert.

Glyphosat – Hochtoxisch für Gewässer

Es regnet und das Glyphosat wird von Ihren Wegen in den nächsten Weiher gespült. Glyphosat ist für Gewässer hochtoxisch.

Je nach Dosis vernichtet Glyphosat im Wasser nahezu alles, was darin lebt und wächst – ob nun Fische, Molche, Frösche, Libellenlarven, Algen oder Wasserpflanzen.

Der Mensch ist nun aber kein Frosch. Doch was einen Frosch tötet, geht auch am Menschen nicht spurlos vorüber – und so trägt Glyphosat über die Jahre hinweg peu à peu zur Krebsentstehung bei.

Und nicht nur das, auch Autismus wird mit Glyphosat in Verbindung gebracht:

Immer mehr autistische Kinder durch Glyphosat?

Mindestens zwei Studien sehen einen Zusammenhang zwischen dem rapide steigenden Einsatz von Roundup und der wachsenden Zahl autistischer Kinder.

Wissenschaftlerin Stefanie Seneff vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) – Studienleiterin einer der beiden Studien – befürchtet, dass bis zum Jahr 2025 jedes zweite amerikanische Kind autistisch sein könnte, wenn Glyphosat weiterhin so massiv auf die Felder gesprüht wird wie bisher.

Glyphosat-Rückstände in Mehl, Zucker und Haferflocken

Wer nun glaubt, Glyphosat betreffe nur Landwirte, die direkt mit dem Mittel hantieren, hat sich getäuscht:

Glyphosat-Rückstände tauchen in allen Grundnahrungsmitteln auf: In Weizen und somit in vielen Mehlprodukten (Teig- und Backwaren), in Mais, Soja und Zucker. Stichproben ergaben Rückstände in Haferflocken.

Natürlich sickert das Mittel auch ins Grundwasser und gelangt auf diese Weise früher oder später ins Trinkwasser.

Schützen Sie sich vor dem Unkrautvernichter Glyphosat!

Schützen Sie daher sich und unsere Umwelt vor Unkrautvernichter wie Roundup! Setzen Sie grundsätzlich auf regionale Lebensmittel aus Bio-Anbau, denn Bio schützt nicht nur vor Herbiziden wie Roundup, sondern auch vor Pestizidbelastung.

Bitte verwenden Sie überdies selbst keine Herbizide oder Pestizide!

Wenn der Löwenzahn stört, dann stechen oder rupfen Sie ihn aus – und vergessen Sie nicht, dass die als Unkräuter in Verruf geratenen Wildpflanzen einen höheren Nährwert haben als jedes Kulturgemüse.

Freuen Sie sich daher über Unkraut und – sofern essbar – bereiten Sie daraus einen feinen Salat, einen grünen Smoothie, eine grüne Sauce oder eine Suppe! Auf diese Weise profitiert Ihre Gesundheit gleich zweifach 🙂

 

Quellen:

– Epochtimes
– Zentrum der Gesundheit

Ein Patent, das Monsanto vernichten und die Welt verändern könnte – The Patent That Could Destroy Monsanto And Change The World…

Ein Artikel von 2016, der nicht nur zum Nachdenken anregen soll

paul5zur englischen VersionKennen Sie Paul Stamets? Das hier sollten Sie wirklich lesen und teilen. Der Inhalt dieses Artikels hat das Potenzial, die Welt radikal zum Guten zu verändern – auf verschiedene Weisen. Da Monsanto alles tun wird, um seine Verbreitung zu verhindern, bitten wir Sie darum zu teilen, teilen, teilen, damit diese Informationen so viele Menschen wie möglich erreichen.

2006 erhielt ein Mann namens Paul Stamets ein Patent. Obwohl Paul der weltführende Pilzexperte und Mykologe ist, erhielt sein Patent sehr wenig Aufmerksamkeit und Verbreitung. Warum? Die Pestizid-Industrie urteilte, dass dieses Patent „die zerstörerischste Technologie ist, der wir je begegnet sind“. Wenn Vertreter dieses Industriezweiges das sagen, meinen sie natürlich ‚zerstörerisch für die Chemie- und Pestizid-Industrie‘.

In den vergangenen 20 Jahren fand in der Gentechnik – parallel zu einer Ausweitung des Patentschutzes beim Saatgut – ein umfassender Konzentrationsprozess statt. Gewinner dieser Entwicklung waren die  Agrarkonzerne: Monsanto, Syngenta, Bayer, BASF, DuPont und  Dow AgroSciences LLC. Allesamt Firmen, die originär aus dem Chemiegeschäft stammen und jetzt ganz oben auf der Liste der transnationalen Saatmultis stehen. Damit sind sie Big Player im Millionenspiel der Patentstreitigkeiten, in dem nur überleben kann, wer Konkurrenten aufkauft und sich zusätzliche Exklusivrechte sichert. Ein weiterer Player kommt nun durch die Fusion mit Syngenta hinzu: ChemChina? Siehe: Monopoly einiger weniger Agrarkonzerne! Die Schmierenkomödie Bayer-Monsanto geht weiter!

Paul Stamets erlangte eine breite Aufmerksamkeit über seine Erklärung zu Myzel – das sind Wurzeln der Pilze, die sich unter der Erde ausbreiten. Allein sein Vortrag aus 2008 wurde auf youtube bereits fast 1,4 Millionen Mal angeklickt. Myzel füllt alle Landschaften, es hält den Erdboden zusammen, es ist unheimlich hartnäckig. Es erreicht eine Masse, die 30 000 mal größer ist als die eigene. Sie sind die großen molekularen Zerleger der Natur — die Zauberer der Erde. Sie erzeugen Humus rund um das Erdreich des Globus. Wir haben jetzt entdeckt, dass es eine in mehrere Richtung gehende Nährstoff Übertragung zwischen Pflanzen gibt, angeregt durch das Myzel — also Myzel ist die die Nährstoffe gebende Mutter, von Erlen und Birken zu Schierlingen, Zedern und Douglasien, so Paul Stamets in seinem Vortrag.

Wir fanden einen Beitrag über Paul Statemets, den wir für Sie übersetzt haben, da er in Deutschland eher noch unbekannt ist.

Ein Patent von Paul Stamets, das Monsanto vernichten und die Welt verändern könnte

Doch was hatte Paul denn entdeckt? Der Mykologe fand heraus, wie man mithilfe der Geschöpfe von Mutter Natur selbst Insekten davon abhalten kann, Erntepflanzen zu zerstören. Dies nennt man SMARTE Pestizide (smart = schlau). Diese Pestizide können sicher und fast immer mehr als 200 000 Insektenarten kontrollieren – und das alles Dank der Zauberkraft von Pilzen.

pilze

Paul nimmt entomopathogene Pilze (Pilze, die Insekten zerstören) und verwandelt sie so, dass sie keine Sporen bilden. Das wiederum zieht die Insekten an, die die Pilze essen und sich dann selbst in Pilze verwandeln! Dieses Patent hat das Potenzial, die Methoden zu revolutionieren, mit denen Menschen Landwirtschaft betreiben – wenn man es denn für den Masseneinsatz zulässt. Pestizide in der modernen Landwirtschaft zu tolerieren, bedeutet die Verweigerung der Erkenntnis ihrer schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt. Solche Ignoranz kann und darf nicht länger toleriert werden. Ein Beispiel: Können Sie sich eine Welt ohne Bienen vorstellen?

Die chemischen Gebräue Monsantos, die weltweit auf den Feldern versprüht werden, sind verantwortlich für das große Bienensterben. Eine wachsende Zahl von Ländern verbannt Monsanto, aber einige Länder verwenden seine schädlichen Produkte immer noch – und sie sollten sich der Gefahren des Gebrauchs bewusst sein. Neue Methoden der Schädlingsbekämpfung müssen her, bevor es zu spät ist – so etwas zu sagen, ist eine Untertreibung…

paul-stalment

Monsanto verdient zurzeit 16 Mrd. $ pro Jahr (lt. Angaben von 2014), daher kann man davon ausgehen, dass sie alles tun werden, damit diese Einnahmen nicht weniger werden. Sie ermöglichen Monsanto die Anwendung aller Tricks und Maßnahmen, um Informationen zu unterdrücken, die seinen Ruf schädigen können.

Aber: Je mehr Menschen über die Vorzüge des nachhaltigen, organischen und biodynamischen Landbaus Bescheid wissen, je mehr Menschen Artikel wie diesen weiter verbreiten, je mehr Menschen GMO- und gespritzte Lebensmittel boykottieren, desto mächtiger wird die Botschaft an den Konzern-Dämon sein.

Bitte klicken die folgenden Links an, um das oben vorgestellte Patent besser zu verstehen: Um dieses Patent hier handelt es sich:

paul

http://www.google.com/patents/US7122176

Hier ist die Liste der Patente, die Paul bereits beantragt hat:

http://patents.justia.com/inventor/paul-edward-stamets

Hier gibt es viele Informationen über Paul Stamets selbst:

http://www.fungi.com/about-paul-stamets.html

Hier ist der Wikipedia-Artikel über Paul Stamets:

http://en.m.wikipedia.org/wiki/Paul_Stamets

Und zu guter Letzt ist hier ein Video von TedTalks mit Paul Stamets aus dem Jahr 2008 mit dem Titel „6 Weisen, auf denen Pilze die Welt retten können…“ mit deutschen Untertiteln:

Subtitles and Transcript – Translated by Anna Heintze

0:11 Ich liebe Herausforderung und das Retten der Erde ist wahrscheinlich eine ganz gute. Wir alle wissen, dass die Erde Probleme hat. Wir sind jetzt in der sechsten bedeutenden Phase der Vernichtung auf diesem Planet eingetreten. Ich habe oft darüber nachgedacht, wenn eine Vereinigte Organisation der Organismen existieren würde, anders bezeichnet als „Uh – Oh“, (Lachen) — und jede Gattung das Stimmrecht hätte, würden wir für Auf-dem-Planeten oder Weg-vom-Planeten stimmen? Ich meine, dass diese Wahl jetzt stattfindet.

0:36 Ich möchte Ihnen eine Folge von sechs mykologischen Lösungen vorstellen, die Fungi anwenden und diese Lösungen basieren auf einem Myzel. Myzel füllt alle Landschaften, es hält den Erdboden zusammen, es ist unheimlich hartnäckig. Es erreicht eine Masse, die 30 000 mal größer ist als die eigene. Sie sind die großen molekularen Zerleger der Natur — die Zauberer der Erde. Sie erzeugen Humus rund um das Erdreich des Globus. Wir haben jetzt entdeckt, dass es eine in mehrere Richtung gehende Nährstoff-Übertragung zwischen Pflanzen gibt, angeregt durch das Myzel — also Myzel ist die die Nähstoffe gebende Mutter, von Erlen und Birken zu Schierlingen, Zedern und Douglasien.

1:17 Dusty und ich, wir sagen gern, am Sonntag gehen wir in die Kirche. Ich bin verliebt in den urwüchsigen Wald, und ich bin ein amerikanischer Patriot, weil wir ihn haben. Den meisten von Ihnen sind Portobello-Pilze bekannt. Und ehrlich gesagt, ich stoße auf große Vorurteile, wenn ich Pilze erwähne, denken Leute sofort an Portobello- oder halluzinogene Pilze, bekommen glasige Augen, und meinen, ich sei ein bisschen verrückt. Also hoffe ich, dieses Vorurteil mit dieser Gruppe für immer zu überwinden. Wir nennen das Mykophobie, die irrationale Angst vor dem Unbekannten, wenn es um Pilze geht.

1:50 Pilze wachsen sehr schnell. 21. Tag, 23., 25.. Pilze produzieren starke Antibiotika. In Wirklichkeit sind wir näher mit Pilzen verwandt als mit irgendeiner anderen Art. Vor zwei Jahren hat eine Gruppe von 20 Eukarionten-Mikrobiologen einen Artikel publiziert über Opisthokonta — einer Superfamilie, die Tierwelt und Pilze verbindet. Wir teilen mit Ihnen die gleichen Krankheitserreger. Fungi haben es nicht gern, durch Bakterien zu verfaulen, also stammen unsere besten Antibiotika von Fungi. Und hier ist ein Pilz, der seinen Wachstumshöhepunkt überschritten hat. Nach dem Bilden von Sporen verfaulen sie. Aber ich versichere Ihnen, dass eine Reihe von Mikroben, die sich auf faulenden Pilzen mehren, von wesentlicher Bedeutung für die Gesundheit des Waldes sind. Sie lassen die Bäume wachsen und bilden Schuttfelder, die Myzele ernähren.

2:36 Hier sehen wir die Pilze, die Sporen bilden. und die Sporen keimen, Myzele entstehen und verbreiten sich unter der Erde. In nur 2,5 cm³ Erde kann es mehr als acht Meilen dieser Zellen geben. Mein Fuß bedeckt ungefähr 300 Meilen von Myzelen.

2:51 Das ist ein Photo-Mikrographie von Nick Read und Patrick Hickey. Und beachten Sie, dass wenn ein Myzel wächst, es die Gegend erobert und dann anfängt, das Netz zu bilden. Seit vielen Jahren arbeite ich mit Elektronenmikroskopen. Ich habe Tausende von Elektronenmikrographien, und wenn ich das Myzel anstarre, stelle ich fest, dass sie mikrofiltrierende Membrane sind. Wir atmen Kohlendioxid aus, so wie das Myzel auch. Es atmet Sauerstoff ein, so wie wir es tun. Aber das sind grundsätzlich nach außen verlagerte Mägen und Lungen. Ich stelle Ihnen ein Konzept vor, das zeigt, dass das ausgedehnte neurologische Membrane sind. Und in diesen Aushöhlungen bilden sich diese Mikroaushöhlungen, und wenn sie Erde verschmelzen, absorbieren sie Wasser. Das sind kleine Quellen. Und mitten in diesen Quellen drin fangen Mikrobenverbände an, sich zu bilden. Und auf diese Weise widersetzt sich die schwammige Erde nicht nur der Erosion, sondern bildet auch ein Universum von Mikroben, dass dann das Wachstums von verschiedensten Organismen ermöglicht.

3:49 Ich habe als Erster, Anfang der 1990 Jahre, eine These aufgestellt, dass das Myzel ein natürliches Internet der Erde ist. Wenn Sie auf das Myzel schauen, sehen Sie, dass es weitgehend verzweigt ist. Und wenn ein Zweig gebrochen wird, dann bilden sich sehr schnell, wegen Kreuzungen von Knoten — Internet Techniker würden sie heiße Punkte nennen — alternative Bahnen für die Leitung von Nährstoffen und Informationen. Das Myzel ist empfindungsfähig. Es weiß, dass Sie da sind. Wenn Sie durch die Landschaft gehen, schnellt es hoch in Ihre Fußstapfen und versucht, mit dem Geröll zu reagieren. Also glaube ich, dass die Erfindung des Computer-Internets eine unvermeidbare Konsequenz von einem vorher erprobten, gelungenen, biologischen Modell ist. Die Erde hat das Computer-Internet für ihren eigenen Vorteil erfunden, und jetzt versuchen wir, als höchste Organismen auf diesem Planeten, die Ressourcen zu verteilen, um die Biosphäre zu schützen.

4:50 Weitreichend passt sich dunkle Substanz dem gleichen Archetypus des Myzels an. Ich glaube, Materie erzeugt Leben, Das Leben wird zu einzelnen Zellen, einzelne Zellen werden zu Fäden, die bilden Ketten und Ketten die Netzwerke. Und das ist das Paradigma, dass wir im ganzen Universum sehen.

5:09 Die meisten von Ihnen wissen nicht, dass Pilze als erste Organismen an Land kamen. Sie sind dort vor 1,3 Milliarden Jahren erschienen und Pflanzen sind etliche Hundert Millionen Jahren später gefolgt. Wie ist das möglich? Das ist möglich, weil das Myzel Oxalsäuren produziert wie auch etliche anderen Säuren und Enzyme, die im Fels Krater entstehen lassen, Kalzium und andere Mineralien aufnehmen und Kalziumoxalate bilden. Das macht Felsen brüchig, der erste Schritt zur Bildung von Erdboden. Oxalsäure, das sind zwei verbundene Kohlendioxid-Moleküle. Also Fungi und Myzel sondern Kohlendioxid in Form von Kalziumoxalaten ab. Und alle anderen Arten von Oxalaten scheiden ebenfalls Kohlendioxid aus, durch die Mineralien, die aus der Grundmatrix des Gesteins herausgebildet werden.

5:55 Das wurde zum ersten Mal im Jahre 1859 entdeckt. Das Photo wurde von Franz Hueber gemacht. Das Photo wurde 1950 in Saudi Arabien gemacht. Dieser Organismus hat vor 420 Millionen Jahren existiert. Es wurde Prototaxites genannt. Prototaxites, jetzt liegend, war ungefähr 1m hoch. Zu dieser Zeit war die höchste Pflanze auf der Erde weniger als zwei Fuß hoch. Dr. Boyce von der Universität Chicago hat im vergangenen Jahr einen Artikel im Journal of Geology veröffentlicht, in dem er Protaxatites als einen Riesenfungus bezeichnet, einen riesigen Pilz. Quer durch die Landschaft war die Erde durch diese riesigen Pilze gekennzeichnet. Quer durch alle Landmassen. Und diese haben über zehn Millionen Jahre existiert.

6:42 Nun gab es zahlreiche Phasen des Aussterbens, geschichtlich weitergehend — vor 65 Millionen Jahren — die meisten von Ihnen wissen das — hatten wir einen Asteroidenaufprall. Ein Asteroid schlug auf die Erde ein, riesige Mengen von Gestein wurden in die Atmosphäre geworfen. Das Sonnenlicht war abgeschnitten und Fungi beerbten die Erde. Die Organismen, die sich mit Fungi verbünden konnten, wurden belohnt, weil Fungi kein Licht brauchen. Letztens wurde an der Einstein-Universität, festgestellt, dass Fungi Strahlung als Energiequelle benutzen, ähnlich wie Pflanzen das Licht. Also eine Aussicht, dass Fungi irgendwo auf den anderen Planeten existieren, meine ich, ist eine selbstverständliche Schlussfolgerung, zumindest in meinem eigenen Kopf.

7:26 Den größten Organismus der Erde gibt es im Osten Oregons. Ich konnte ihn nicht messen. Er war ca. 890 Hektar groß. 890 Hektar Größe, 2000 Jahre alt. Der größte Organismus des Planeten ist eine Myzelienmatte, von der Dicke einer Zellenwand. Wie kommt es, dass dieser Organismus so groß sein kann und dabei nur eine Zellenwand dick, während wir 5 oder 6 Hautschichten haben, die uns schützen? Das Myzel, unter entsprechenden Umständen, produziert einen Pilz — der mit solcher Kraft hochschießt, dass er Asphalt aufbrechen kann. Wir sind in verschiedene Versuche einbezogen worden. Ich habe die Absicht Ihnen sechs Lösungen zu zeigen, wenn ich kann, die helfen könnten, die Welt zu retten. Battelle Laboratories und ich, haben uns in Bellington, Washington zusammen getan. Es gab vier Haufen durchsetzt mit Diesel und anderen Ölabfallprodukten. Einer war ein Kontrollhaufen, einer wurde mit Enzymen behandelt, einer mit Bakterien und einen haben wir mit dem Pilz Myzel geimpft. Das Myzel absorbiert Öl. Das Myzel produziert Enzyme — Peroxydasen, die die Kohlen-Wasserstoff-Bindungen zerstören. Das sind die gleichen Bindungen, die Kohlenhydrate zusammen halten. Also das Myzel wird mit Öl durchtränkt, und dann, als wir nach sechs Wochen wieder gekommen sind, war das ganze Ölzeug beseitigt, alle die anderen Haufen waren tot, dunkel und haben gestunken. Wir sind zu unserem Haufen gekommen, er war mit Hunderten Pfunden von Austernpilzen bedeckt — und die Farbe war heller. Die Enzyme haben die Kohlenwasserstoffe in Kohlenhydrate umgewandelt — Zucker aus Pilzen.

8:51 Manche von diesen Pilzen sind sehr glücklich. Sie sind sehr groß. Sie zeigen, wie viel Nahrung sie aufnehmen hätten können. Aber noch etwas ist geschehen, was zu einer Erleuchtung in meinem Leben wurde. Sie haben Sporen gebildet, Sporen haben Insekten angezogen, die Insekten haben Eier gelegt, aus den Eier wurden Larven. Die Vögel kamen, haben Samen gebracht, und unser Haufen ist zu einer Lebensoase geworden. Während die anderen drei Haufen tot, dunkel und stinkig geworden sind, und die PAH — die aromatischen Kohlenwasserstoffe — sind in acht Wochen von 10 000 Million Teilchen auf weniger als 200 gesunken. Das letzte Bild, das wir nicht haben — der ganze Haufen ist zu einem grünen Hang des Lebens geworden. Dies sind bahnbrechende Gattungen. Spitzenarten, die die Tore für andere biologische Gemeinschaften öffnen.

9:34 Also, ich habe Juteleinen-Säcke erfunden — Brutplätze — und das Myzel hineingegeben — dabei habe ich sturmverwehtes Gestein verwendet. Sie können diese Juteleinen-Säcke nehmen und sie entlang des landwirtschaftlichen Betriebes legen, der E.coli oder anderen Abfälle produziert, oder einer Fabrik, die toxische Chemikalien herstellt, und es führt zur Wiederherstellung des Standortes. Also haben wir einen Stelle errichtet in Mason County, Washington, und eine dramatische Abnahme von Coli-Arten beobachtet. Und ich zeige Ihnen eine Graphik. Das ist eine logarithmische Scala, zehn hoch acht. Es gibt mehr als 100 Millionen Kolonien pro Gramm, und zehn hoch drei ist ungefähr 1000. Innerhalb von 48 bis 72 Stunden, haben die drei Arten von Pilzen die Menge von Colibakterien 10 000 mal reduziert. Denken Sie an die Folgen. Das ist eine platzsparende Methode, die sturmverwehtes Gestein anwendet — und wir werden garantiert jedes Jahr Stürme haben.

10:24 Also dieser Pilz hat über lange Zeit besonders unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das ist meine Frau Dusty mit einem Pilz namens Fomitopsis officinalis — Agaricon genannt. Das ist ein Pilz typisch für den urwüchsigen alten Wald, als erstes durch Dioscorides 65 A. D. als ein Mittel gegen Schwindsucht beschrieben. Er wächst in den Bundestaaten Washington, Oregon, Nord Kalifornien, British Columbia, man ist der Meinung, dass er in Europa ausgestorben ist. Er scheint nicht so groß zu sein — gehen wir näher dran. Das ist ein außergewöhnlich seltener Fungus. Unsere Gruppe — wir haben eine Gruppe von Experten, die nach draußen geht — wir sind voriges Jahr 20 mal in den alten Wäldern gewesen. Wir haben nur eine Probe gefunden, die im Stande war, eine Kultur zu bilden.

11:01 Das Erhalten des Genoms dieser Fungi im alten Wald, meine ich, ist durchaus entscheidend für die Gesundheit der Menschen. Ich bin am Bioshield-Programm des US-Verteidigungsministeriums beteiligt gewesen. Wir haben 300 Proben von Pilzen eingereicht, die im Wasser gekocht waren, und haben das Myzel geerntet als extrazelluläres Stoffwechselprodukt. Und vor einigen Jahren haben wir diese Ergebnisse erzielt. Wir haben drei verschiedene Arten von Agaricon-Pilzen gehabt, die sehr aktiv gegen Pockenviren waren. Dr. Earl Kern, der Pocken-Experte im U.S.-Verteidigungsministerium ist, erklärt, dass alle Präparate mit einem Auswahlindex von zwei oder mehr aktiv sind. 10 und mehr werden als sehr aktiv angesehen. Unsere Pilzenarten waren in dem sehr aktiven Bereich. Es gibt einen Sicherheitsprüfungsbericht, den Sie lesen können — er ist geprüft durch DOD, wenn Sie „Stamets“ und „Pocken“ googeln. Oder Sie können sich an NPR.org wenden und sich das live Interview anhören.

11:55 Dadurch ermutigt, sind wir zu Grippeviren übergegangen. Und ich zeige das zum ersten Mal. Wir haben drei verschiedene Arten von Agaricon-Pilzen, die hochaktiv gegen Grippeviren sind. Hier ist Auswahlindex Nummer– gegen Pocken. Sie haben gesehen 10er und 20er — jetzt gegen Grippeviren, verglichen mit der Ribavirin-Kontrollgruppe, haben wir eine außergewöhnlich hohe Aktivität. Wir benutzen einen natürlichen Extrakt innerhalb der gleichen Dosierung wie bei einem reinen Pharmazeutikum. Wir haben Versuche gemacht gegen Grippeviren A — H1N1, H3N2 — wie auch Grippeviren B. Danach haben wir es mit der Mischung probiert, und die Mischung gegen H5N1 angewandt und wir haben einen Auswahlindex erreicht, der höher war als 1000. (Beifall) Deshalb denke ich, dass wir eine Begründung dafür haben, dass wir den alten Wald retten sollen als Mittel der nationalen Verteidigung. (Beifall)

12:53 Ich habe Interesse entwickelt für enthomopathogenische Fungi — Pilze, die Insekten töten. Unser Haus wurde durch Holzameisen zerstört. Also bin ich zur EPA-Homepage gegangen, und sie haben Studien empfohlen mit den Gattungen Metarhizium aus der Gruppe Fungi, die sowohl Holzameisen als auch Termiten töten. Ich habe etwas gemacht, was niemand anders gemacht hätte. Eigentlich habe ich nach dem Myzel gesucht, wenn es aufhört, Sporen zu bilden. Das sind Sporen — das ist in ihren Sporen. Ich war imstande, eine Kultur in einer nicht Sporen bildenden Form zu züchten. Und so hat die Industrie mehr als 100 Millionen Dollar ausgegeben für Köderstationen, die verhindern sollten, dass Termiten ihre Häuser auffressen. Aber Insekten sind nicht dumm und meiden Sporen, wenn sie in ihre Nähe kommen, also habe ich Kulturen, die keine Sporen bilden, gezüchtet. Und ich habe Barbiepuppengeschirr meiner Tochter genommen und es dort hingestellt, wo die Holzameisen ihre Umgebung, jeden Tag, in Schutt umgewandelt haben, in meinem Haus, und die Ameisen wurden angelockt zu dem Myzel, weil dort keine Sporen waren. Sie gaben es der Königin. Eine Woche später, habe ich keine Haufen von Sägemehl gehabt oder irgendetwas dieser Art.

13:51 Und dann — ein delikater Tanz zwischen Abendessen und Tod — das Myzel wurde von Ameisen aufgefressen, sie wurden mumifiziert, wobei Pilze durch ihre Köpfe austraten. (Lachen) Jetzt, nach der Sporenbildung, haben die Sporen zurückgeschlagen. Auf diese Weise ist das Haus nicht mehr für die Invasion geeignet. Sie haben also eine beinahe dauerhafte Lösung im Falle wiederholter Termiteninvasion. Mein Haus war zerstört und ich habe mein erstes Patent erhalten gegen Holzameisen, Termiten und Feuerameisen. Dann haben wir Extrakte ausprobiert und siehe da! wir können Insekten in verschiedene Richtungen steuern. Das hat immense Auswirkungen. Ich habe dann mein zweites Patent bekommen — und das ist ein großes. Es wird Alexander Graham Bell Patent genannt — Es umfasst über 200 000 Arten. Das ist die wirkungsvollste Technik, haben mir die Manager der Pestizidindustrie gesagt, die sie je gesehen haben. Das könnte die Pestizidindustrie in der ganzen Welt gänzlich aufpolieren. Sie könnten 100 Doktoranden unter dem Schirm dieses Projektes sammeln, weil ich die Vermutung habe, dass enthopathogenische Fungi, vor der Sporenbildung viele Insekten anlocken, die andererseits durch diese Sporen abgestoßen werden.

14:57 Und so präsentierte ich eine Schachtel des Lebens, weil ich ein Liefersystem gebraucht habe. Die Schachtel des Lebens — Sie bekommen eine DVD von der TED Konferenz — Sie geben Erde dazu und Wasser, und Sie haben sowohl mykorrhizale und endophytische Fungi, wie auch Sporen, wie die von Agaricon-Pilzen. Die Samen werden dann durch dieses Myzel geboren. Und dann geben Sie die Samen der Bäume hinein, und haben damit das Wachsen — eventuell — eines alten Waldes aus der Schachtel.

15:25 Ich will ein Liefersystem wieder erfinden, und das Benutzen der Pappe auf der ganzen Welt, sodass sie zu einem ökologischen Fußabdruck werden. Wenn es eine YouTube-ähnliche Seite geben würde, die Sie aufrufen könnten, Sie könnten sie interaktiv machen, nach Postleitzahlen — wo sich Menschen zusammen tun könnten, und über Satellitensysteme, durch Virtual Earth oder Google Earth, könnten Sie Ihren Kohlenstoff-Kredit bestätigen, der abgesondert wurde durch Bäume, die aus dem Schachtel des Lebens stammen.

15:48 Sie könnten Schuhkartons nehmen, Wasser dazu tun — Ich habe es für Flüchtlings-Gemeinden entwickelt — Getreide, Bohnen, Kürbis und Zwiebeln. Ich habe etliche Gefäße genommen — meine Frau sagte, wenn ich das tun kann, kann es jeder — und ich bin dazu gekommen, Samengärten zu züchten. Dann ernten Sie die Samen — und ich danke Ihnen, Eric Rasmussen, für Ihre Hilfe dabei — und dann ernten Sie die Samengärten. Dann könne Sie Kerne ernten, und dann brauchen Sie nur einige Kerne — ich gebe Myzel dazu und dann impfe ich die Maiskolben. Jetzt, drei Maiskolben, kein anderes Getreide — viele Pilze fangen an zu wachsen. Zu viel Abhebung von der Kohlenstoffbank, und diese Population verschwindet. Aber beobachten Sie, was hier geschieht. Die Pilze werden geerntet, aber sehr wichtig: Das Myzel hat Zellulose in Pilz-Zucker umgewandelt. Also habe ich gedacht, wie wir die Energiekrise in diesem Land bewältigen können? Und dann sind wir mit dem Econol herausgekommen.

16:52 Bei der Herstellung des Ethanols aus Zellulose mit Anwendung des Myzels als Vermittler — erreichen Sie alle Vorteile, die ich schon beschrieben habe. Aber der Weg von Zellulose zu Ethanol ist ökologisch unintelligent, und ich meine, dass wir ökologisch vernünftig handeln müssen bei der Produktion von Kraftstoffen. Also bauen wir Kohlenstoffbanken auf dem Planeten, regenerieren die Böden — es gibt Arten, mit denen wir uns verbünden müssen. Ich meine, dass das Einbeziehen des Myzels helfen kann, die Welt zu retten. Danke sehr. (Beifall)

Anm.: Leider sind all diese Links auf Englisch. Auch seine Bücher gibt es (noch) nicht in deutscher Sprache.  Auf Facebook: Paul Stamets

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The Patent That Could Destroy Monsanto And Change The World…

If there’s anything you read – or share – let this be it. The content of this article has potential to radically shift the world in a variety of positive ways. And as Monsanto would love for this article to not go viral, all we can ask is that you share, share, share the information being presented so that it can reach as many people as possible.

In 2006, a patent was granted to a man named Paul Stamets. Though Paul is the world’s leading mycologist, his patent has received very little attention and exposure. Why is that? Stated by executives in the pesticide industry, this patent represents “the most disruptive technology we have ever witnessed.” And when the executives say disruptive, they are referring to it being disruptive to the chemical pesticides industry.

What has Paul discovered? The mycologist has figured out how to use mother nature’s own creations to keep insects from destroying crops. It’s what is being called SMART pesticides. These pesticides provide safe & nearly permanent solution for controlling over 200,000 species of insects – and all thanks to the ‘magic’ of mushrooms.

Paul does this by taking entomopathogenic Fungi (fungi that destroys insects) and morphs it so it does not produce spores. In turn, this actually attracts the insects who then eat and turn into fungi from the inside out!

This patent has potential to revolutionize the way humans grow crops – if it can be allowed to reach mass exposure.

To tolerate the use of pesticides in modern agriculture is to deny evidence proving its detrimental effects against the environment. Such ignorance really can no longer be tolerated. For example, can you imagine a world without bees?

Monsanto’s chemical concoctions which are being sprayed all over farmers’ fields around the world are attributed to the large-scale bee die off. While a growing number of countries are banning Monsanto, it’s still being used in in nations who should be aware of its dangers. To say that new methods need to be implemented before it is too late is an understatement…

Monsanto presently generates $16 billion dollars per year (as reported in 2014), therefore you can be certain they do not want anything interrupting that flow of revenue. Such income gives them nearly limitless resources and abilities to suppress information that may be damaging their reputation.

But by becoming educated on the benefits of growing sustainable, organic, and bio-dynamic food, sharing articles like this, and boycotting GMO & herbicide-sprayed crops, the corporate demon may soon get the message.

Here are helpful links to understand more about the incredible patent discussed above:

Here is a link to the patent we are speaking of…

http://www.google.com/patents/US7122176

A list of all the patents Paul has applied for:

http://patents.justia.com/inventor/paul-edward-stamets

Plenty of information about Paul Stamets:

http://www.fungi.com/about-paul-stamets.html

Wikipedia page about Paul Stamets:

http://en.m.wikipedia.org/wiki/Paul_Stamets

And finally, here is a TedTalks video by Paul in 2008 called:

6 Ways Mushrooms Can Save The World…

https://www.ted.com/talks/paul_stamets_on_6_ways_mushrooms_can_save_the_world?language=de

Source

Netzfrau Ursula Rissmann-Telle
deutsche Flagge

Quelle: https://netzfrauen.org/2016/09/27/paul-stamets/

Der mit der Dürre tanzt – Könnte es sein, dass ein umstrittener kalifornischer Landwirt die wirksamste Methode gefunden hat, Nutzpflanzen in einem sich erwärmenden Klima anzubauen? The Drought Fighter

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Trotz Dürre- Auf der Singing-Frogs-Farm („Farm der singenden Frösche“), 
einem relativ winzigen Betrieb von 8 Acres (3,2 Ha) in Sebastopol, 
setzt Paul Kaiser nach eigenen Worten mehr als 100.000  $ pro Hektar
 allein bei der Ernte von Gemüse um. Für einen städtischen Landwirt 
ist das eine astronomische Summe in der heutigen Welt.

Eine andere Welt ist pflanzbar – Another world is plantable – Mit Landwirtschaft Geld zu verdienen war immer schon sehr hart. Wenn das nicht stimmte, hätte es nicht diese weltweiten Wanderungsbewegungen vom Land in die Städte seit dem Beginn der Zivilisation gegeben. In den letzten Jahren jedoch hat die Landwirtschaft so etwas wie einen romantischen Glanz bekommen (zumindest in den USA), was teilweise der wachsenden Beliebtheit der Regional- bzw. der Von-der-Farm-auf-den-Tisch-Bewegung und ihrem Widerhall in entsprechenden Lifestyle-Veröffentlichungen geschuldet ist.

Paul Kaiser zeigt mit seinem kleinen Hof, wie er trotz der Dürre reichlich erntete. Wir haben Ihnen diesen sehr langen Artikel aus dem CRAFTSMANSHIP Magazine übersetzt, denn Landwirtschaft geht auch anders, ohne GVO und Pestizide!

Der mit der Dürre tanzt – Könnte es sein, dass ein umstrittener kalifornischer Landwirt die wirksamste Methode gefunden hat, Nutzpflanzen in einem sich erwärmenden Klima anzubauen?

Eines Nachmittags im vergangenen März [Anm.: 2014] versammelte sich eine Gruppe von Landwirtschaftsexperten um einen 1,20 m hohen stählernen Pfosten auf einem kleinen Hof, den Paul Kaiser in einem besonders kühlen Tal in Sebastopol betreibt. Die Experten waren gekommen, um Tiefe und Qualität von Kaisers oberster Erdschicht zu testen. Einer von ihnen, der altgediente Landwirt Tom Willey, lehnte sich auf den Pfosten, um ihn so tief in die Erde zu stoßen wie möglich. Normalerweise stößt man mit dem Pfosten nach weniger als 30 cm auf harten unfruchtbaren Untergrund. Aber auf Kaisers Feld ließ sich der gesamte Pfosten in die Erde drücken, wobei Willey fast hinfiel. „Wow, das ist unglaublich“, sagte er und überlegte, ob er vielleicht das Loch eines Erdhörnchens erwischt hatte. „Noch mal! Noch mal!“, sagte Jeff Mitchell, langjähriger Professor für Landwirtschaft an der der kalifornischen Universität in Davis.

Die Gruppe wiederholte die Übung immer wieder mit Erfolg, um Fotos zu machen und um sicherzugehen, dass Kaiser wirklich die tollen Dinge angewendet hatte, über die er spricht und die er fast unaufhörlich tut, was nicht gerade einfach ist. Kaiser, ein übersprudelnder früherer Holzarbeiter von erst 40 Jahren, bewirtschaftet nur 3,2 Hektar Land und erntet nur auf circa einem Hektar. Nichtsdestoweniger stehen seine Methoden an vorderster Stelle einer (zumindest in den USA) neuen Farmer-Bewegung, die angesichts einer klimatisch sich verändernden Welt mit geringeren Niederschlägen gegründet wurde, um enorme neue Möglichkeiten zu eröffnen und zu etablieren. Man könnte diese Methode als nachhaltig auf der Basis von Steroiden (Pflanzenwachstumshormonen) bezeichnen, weil sie einen beträchtlichen Gewinn erzeugen kann. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Kaisers Farm im Sonoma County mehr als 100.000 $ pro Acre und damit das Zehnfache des durchschnittlichen Einkommens vergleichbarer kalifornischer Farmen. Dazu gehören auch Sonomas legendäre Weinberge, die schon vor Jahrzehnten Farmland übernommen hatten, weil Weintrauben heutzutage viel lukrativer als Ackerfrüchte sind, wenigstens bei der Methode, nach der die meisten Farmer sie anbauen.

Kaiser erreicht dies alles, ohne auch nur einen Quadratzentimeter seines Bodens zu pflügen, ohne Unkraut zu jäten und ohne zu sprühen — egal ob Chemie oder Organisches. Während die meisten Landwirte, sogar solche von organischen Vorzeigefarmen, ständig mit verschiedenen Düngercocktails „herumbasteln“, konzentriert sich Kaiser nur auf eines: auf einen Haufen verrottender Lebensmittel und Pflanzen, gemeinhin als Kompost bekannt, und zwar recht viel davon. Kaiser behandelt dann diesen Kompost durch eine seltene Mischung von sowohl alten als auch neuen landwirtschaftlichen Verfahren, die alle nur das Ziel haben, organischen Abfall und Schmutz in den reichhaltigsten, fruchtbarsten Saatboden zu verwandeln, der möglich ist. „Es ist einzigartig“, erzählte Mitchell mir nach seinem Besuch. „Ich habe nie zuvor etwas gesehen, das auch nur annähernd daran kommt“.

Kaisers Farm mag winzig sein im Vergleich zu den Mega-Farmen, die heute die meisten Amerikaner ernähren. Aber alle von Kaisers Methoden werden in gewisser Weise von weitaus größeren Betrieben innerhalb und außerhalb der USA angewendet— mit wachsendem Erfolg. Kaiser kombiniert all diese Verfahren an einem Ort und steigert einige von ihren ins Extrem und hat dadurch seine Farm in ein ungewöhnliches und zunehmend umstrittenes Feldexperiment verwandelt. Wenn man seinen Erfolg bei diesem Experiment bis jetzt beurteilt, könnte Kaiser vielleicht nicht alle „Gleichungen gelöst“ haben, wie er denkt. Was aber zählt, ist der Ehrgeiz seiner Bemühungen — und seine Zielorientierung. Vielleicht kann man solche Bemühungen und ihre erreichten Ziele als Organische Landwirtschaft 2.0 bezeichnen, weil die standardgemäßen Verfahren organischer Landwirtschaft bisher ihre Umweltziele nicht erreicht haben.

„Bei einigen der organischen Farmen sind die Böden unglaublich zerstört“, sagte mir kürzlich  Ray Archuleta, ein Agronom des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums. Der Grund, den Archuleta mir nannte, verstößt eigentlich gegen jede Intuition: Während sie Chemikalien vermeiden, halten die meisten organischen Landwirte an im Wesentlichen künstlichen Kulturmethoden fest, die größtenteils darin bestehen, den Boden mit Eggen und Pflügen aufzureißen, so wie es konventionelle Landwirte tun, um ihn dann bis zur nächsten Saison liegenzulassen. Sie verbrauchen auch zu viel Wasser. Um Archuletas Aussage zu untermauern: In den fünf Jahren, seit Kaiser aufhörte, seine Felder zu pflügen, verbrauchte er halb so viel Wasser zur Bewässerung seiner Felder, bis hin zu einer Stunde pro Woche, während seine Felder immer mehr hergaben. Inzwischen bewässert er nur noch mit einen Tropfensystem mithilfe von dünnen Plastikröhrchen, während einige seiner organischen Nachbarkollegen immer noch Sprinkler verwenden, die massive Wassermengen verbrauchen, von denen ein großer Teil durch Verdunstung verlorengeht.

Das ist großartig. Wie jeder inzwischen weiß, erlebt Kalifornien gerade eine historische Dürreperiode. 2014 war das bisher heißeste dokumentierte Jahr. In der Panikwelle im ganzen Bundesstaat verfielen verzweifelte Farmer darauf, auf eigene Kosten nach Quellen zu bohren. Infolge all dessen sank in Kalifornien der Grundwasserspiegel, sodass in einigen Gegenden Kaliforniens  landwirtschaftliche Flächen brach lagen. In einigen Gemeinden des Haupttals sank der Boden so stark, dass ein örtlicher Damm um circa einen Meter innerhalb von fünf Jahren absank. Im mittleren Westen sind die Umstände nicht viel besser. Die „Dust Bowl“ (Staubschüssel) der der großen Depression in den 1930er-Jahren wiederholt sich gerade an ziemlich denselben Orten, die sie auch damals traf: den östlichen Teil von Colorado, Neu-Mexiko, Nebraska, Texas, Kansas und Oklahoma.

Die Dürre ist der offensichtlichste Grund für diese Probleme. Aber die geringen Regenfälle heben das Problem hervor und erschweren es, ein Problem, das jahrzehntelang gewachsen ist: die stetige Ausdünnung des fruchtbaren amerikanischen Bodens. „Ich hätte niemals geglaubt, die „Dust Bowl“ wieder erleben zu müssen“, sagt Archuleta. „Wir haben Billionen Dollar ausgegeben und sind noch keinen Schritt weiter. Was geht hier vor?“

Die Frage, die Archuleta aufwirft, entwickelt sich als vorrangig, wie Wetteraufzeichnungen des amerikanischen Westens deutlich aufzeigen. Im Jahr 2014 gab es in Kalifornien praktisch keine Regenniederschläge bis zum Dezember. Als die ersten endlich kamen, waren sie sintflutartig und erbrachten in manchen Gebieten die achtfache Menge der für den Monat normalen Menge. Immerhin war es so warm, dass es kaum Schnee auf den Bergen gab — eine Katastrophe, denn Schnee ist sehr wichtig, um Kalifornien während der langen trockenen Sommermonate bewässern zu können.

Nach den frühen Regensintfluten im Dezember herrschte wieder die übliche Trockenheit. Gemäß den Klima-Experten wird dieses Muster wohl zur neuen Norm und es wird eher noch schlimmer im Verlauf der folgenden Jahre. Drei namhafte Vorhersagen (zwei davon von US-Agenturen und eine aus Japan) stellten kürzlich fest, dass 2014 das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war.

Diese Dürreperioden sind nicht nur ein Problem der Westküste. Kalifornien galt lange als der vorrangige „Supermarkt“ des Landes, der mehr als 90 Prozent seiner Artischocken, seines Selleries, Knoblauchs, seiner Pflaumen, Kiwis und Walnüsse produziert und mehr als 50 Prozent von praktisch jeder anderen Frucht und jedem anderen Gemüse, das gegessen wird. Wenn man Kaisers Farm aus dieser Perspektive sieht, erkennt man ganz klar die Bedeutung von seiner Arbeit.

Die Weisheit der Wälder

Ich traf Kaiser zum ersten Mal im letzten Herbst bei einer Konferenz  zur Erhaltung der Landwirtschaft im Napa Valley, bei der er sein Konzept vorstellte. Er trug einen australischen Cowboyhut aus Leder, der so abgewetzt war, dass der Faden seiner Krempe seine Augen verhüllte wie ein kaputter Lampenschirm. Kaiser hatte 10 Minuten zur Verfügung, um in einem Nebenforum sein Konzept vorzustellen, für das er eigentlich zwei Stunden benötigt. Die Beschränkung schien jedoch kein Problem zu sein. Kaiser liebt Zahlen, die sein Gehirn schneller ausspuckt, als sein Mund sie formulieren kann. In seinen Vorträgen übt man das schnelle Zuhören, so als ob man bei einer Bandaufnahme den schnellen Vorlauf eingibt. Er gibt dramatische Aussagen von sich, die eher zu einem Träumer der 1960er-Jahre passen würden. Einige wirken erst ein bisschen wackelig, aber die meisten erweisen sich nach Prüfung als wissenschaftlich solide bewiesen.

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[Fotounterschrift] Dank seines Systems kann Kaiser fünf bis sieben Mal pro Jahr ernten. Die meisten Farmer schätzen sich glücklich, wenn sie zwei schaffen.

Ehe Kaiser seinen Vortrag im Napa Valley beendete, präsentierte er der kleinen Zuhörerschaft Dias, die die negativen Auswirkungen organischer Sprühverfahren zeigten, den überwältigenden Gegensatz zwischen der Fruchtbarkeit seiner Felder und der seiner Nachbarn und haufenweise Statistiken der Regierung und solche von Universitäten. (Laut einer Zeitschrift, die er präsentierte, ist die Landwirtschaft für 30 Prozent der Treibhausgase verantwortlich; laut einer anderen könnten 89 Prozent von diesen  durch bessere Anbaumethoden vermieden werden. Eine weitere kam zu dem Schluss, dass die Landwirtschaft ihre Beiträge zu den Treibhausgasen viel billiger reduzieren könne als andere Industriezweige.)  Als eine Frau unter den Zuhörern Rat suchte und ihn fragte, wie sorgfältig er alte Pflanzenüberbleibsel er während der Ernte entsorgt, rasselte er eine lange Erklärung herunter, warum er deren Wurzeln an Ort und Stelle lässt. (in Kürze, um den Würmern Nahrung zu geben, die wiederum den Boden ernähren). Kaiser beendete seinen Vortrag mit einer ehrgeizigen Definition von landwirtschaftlicher Nachhaltigkeit — und benutzte dazu eine Kreisgrafik mit drei Segmenten. „Nachhaltige Landwirtschaftsmethoden sind nur ein Bereich“, sagte er. „Wirtschaftliche Nachhaltigkeit ist ein zweiter und die soziale ein dritter“.

Kaiser stellt sich eine Welt vor, in der jede Stadt von kleinen gesunden Farmen umgeben ist wie der seinen — sogar in den trockensten Regionen der Erde. Er schätzt, dass der höhere Ertrag, den diese Farmen erwirtschaften können, es ihnen erlaubt, mehr Arbeiter einzustellen, und dass die Arbeiter kommen, weil die Arbeit qualifiziert, Vollzeit und gut bezahlt ist. Kaiser argumentiert, dass das, was Menschen weltweit am meisten benötigen, gute Arbeitsstellen sind. Rein zufällig war es genau das Argument, das niemand anderer als die Weltbank, die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie die Vereinten Nationen in einem entsprechenden Bericht im Herbst 2014 veröffentlichten. Kaiser glaubt so sehr an diese Zukunft und sein Modell, dass er seine Visionen „missioniert“, wo immer er die Gelegenheit bekommt — bei Konferenzen und Gemeindeveranstaltungen, in seinen Newslettern und gegenüber Besuchern seiner Farm.

Diese Missionierungen werden von manchen Farmern in Sonoma und anderswo nicht so gern gesehen. Sie schätzen seine großsprecherischen Vergleiche nicht. Einige beschreiben ihn als „Besserwisser“. Einige glauben, dass sein System ökologisch gefährlich sei. Anderen finden nichts Besonderes bei den Praktiken, die er feilbietet. „Es hört sich an wie ein großer Garten“, sagte mir Ed Thompson, langjähriger Direktor des American Farmland Trust. „Wie viele solcher klitzekleiner Farmen benötigen wir denn dann, um uns zu ernähren? Könnte unser Wirtschaftssystem so etwas unterstützen? Gäbe es genügend willige Farmarbeiter?“ Für Warren Weber, einen der ersten großem organischen Farmer des Staates und den bekannten Gründer der Star Route Farms in Bolins,  ist Kaiser einfach nur naiv. „Es gibt nicht DEN vollkommenen Weg“, sagte Weber. „Er wird sich sehr verändern, während er weiter Landwirtschaft betreibt“. Immerhin glauben einige andere, dass Kaiser etwas Gutem auf der Spur ist. Immer wieder kommen Menschen auf seine Farm und suchen Rat beim Versuch, sein System selbst zu verwirklichen, und einige wenige haben dabei bereits ihr Einkommen gesteigert. Sogar der amerikanische Kongress gab 2013 eine Empfehlung zu seiner Arbeit. Bei einem kürzlichen Sonntag-Regionalmarkt wandten sich Vertreter dreier verschiedener landwirtschaftlicher Organisationen an Kaiser und baten ihn um Rat oder Hilfe bei ihren Bemühungen. Inzwischen quellen die Säle über, wenn Kaiser als Redner angekündigt wird. Im Januar 2015 sprach er vor einem vollen Saal bei der EcoFarm Conference in Pacific Grove, Kalifornien. Seit 1981 findet dieses fünftägige innovative Festival statt, das sich zur größten Veranstaltung über nachhaltige Landwirtschaft im amerikanischen Westen überhaupt entwickelt hat. Während Kaiser bei früheren Veranstaltungen eher über Sondergebiete gesprochen hatte, stellte er hier nun zum ersten Mal sein komplettes System vor. Hörbar schnappten die Zuhörer nach Luft, wenn er von seinen astronomischen Profiten oder dem astronomischen Ausmaß seiner Bodenfruchtbarkeit sprach.

Die Situation ähnelt der eines Predigers, der das Evangelium verkündet.

Schon als Kind war Kaiser von Erde besessen, weiß seine Mutter. War diese Neigung genetisch bedingt? Obwohl seine Familie immer noch Kürbisse in Illinois für Libby’s anbaut, wuchs Kaiser selbst in einer nordkalifornischen Vorstadt auf. Mit 20 suchte Kaiser, ein muskulöses Bündel von Energie und Neugier, nach dem Geheimnis eines gesunden Pflanzenlebens. Er nährte seine Suche durch eine Reihe rastloser Studien, die ihm höhere akademische Grade einbrachten in den Bereichen Internationale Beziehungen, Verwaltung natürliche Ressourcen und nachhaltige Entwicklung. Eine seiner ersten gärtnerischen Forschungen nahm er 1998 in Westafrika vor während einer Aufgabe für das Friedenskorps. Kaiser wurde nach Gambia geschickt, einem kleinen Land nahe der Sahara, das einst einer der großen Player im Sklavenhandel war. Seine Aufgabe war es, die ausgedörrte Landschaft wiederzubeleben, die er mit einer Kombination von Land- und Forstwirtschaft (agro-forestry) in Angriff nahm.

Obwohl heute kaum praktiziert, ist Land-Forstwirtschaft eine Jahrhunderte alte Methode, die auf einem sehr einleuchtenden Prinzip basiert: Wenn man mit einer Auswahl an Bäumen beginnt, die alle verschiedene Aufgaben übernehmen können —  Windschutz und Mulch z. B. oder das Bewahren von Wasser, von Nährstoffen oder Bodenkrume—wird Fruchtbarkeit die Folge sein. Kaiser sammelte zuerst Baumsamen und pflanzte sie überall. Auch errichtete er einen kleinen Versuchsgarten mit Gemüsesorten, die die Dorfbewohner nie oder nur selten zuvor gesehen hatten—Kohl, Paprika und etwas Salat.

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[Fotounterschrift] Kaisers Äcker von etwas mehr als zwei Acres ist nach den Standards der meisten Landwirte ein ungeordnetes Sammelsurium — keine großen, weiten, sorgfältig gepflügten Felder; keine endlosen Reihen von immer denselben Ackerfrüchten. Jedoch erkennen immer mehr Landwirte, dass wenn sie eine Mischung von Früchten pflanzen und sie mit Bäumen, Büschen, Blumen umgeben und den unzähligen Insekten, die diese anziehen — dann wächst die Produktivität.

Gambia leidet sowohl unter sengender Hitze als auch unter geringem Regen. Die einzige verlässliche Wasserquelle in Kaisers Gemeinschaft war ein 35 m tiefer Brunnen. Darum folgte Kaiser einer leider meist missachteten Grundregel: Schütze deinen Boden. „Ich nahm alles, was ich an Ästen, Zweigen und Blättern noch in den fast zerstörten Wälder finden konnte“, sagt Kaiser, „und warf sie auf die Gartenbeete. Den Rest wird das Leben selbst übernehmen“. (So romantisch diese Behauptung klingen mag, funktioniert diese Maßnahme aus einfachen biologischen Gründen: Boden, der abgedeckt ist, bleibt feuchter und kühler; dadurch bilden Pflanzen ihre Wurzeln und deren guten Mikroben näher an der Oberfläche, wo es die meisten Nährstoffe gibt.) Sehr bald stellte Kaiser fest, dass er wesentlich weniger Brunnenwasser brauchte als die Dorfbauern. „Sie müssen 100 Eimer täglich schöpfen, während ich nur 20 alle zwei Tage brauche.“

Während er die Dorffelder weiter entwickelte, verliebte er sich in Elizabeth Johnson, eine Volontärin des benachbarten Friedenskorps, die sich in ihn und seine Mission verliebte. Johnsons Familie stammt aus Holcomb, Kansas — einem trostlosen Flecken des Mittleren Westens von zweifach trauriger Berühmtheit: die Morde, die Truman Capote zu seinem Meisterstück „Kaltblütig“ (In Cold Blood) inspirierten, und ein Teil des verdorrten Landes, das Teil der Dust Bowl wurde. (Bis vor kurzem konnten immer noch Lebensmittelkonserven hinter den Wänden der Familiengarage der Johnsons gefunden werden — sie zeugen noch heute von der katastrophalen Wirkung der Dust Bowl auf die Bewohner.)  Während ihrer Zeit in Gambia fiel Johnson, die Abschlüsse in Öffentlicher Gesundheit und Krankenpflege hat, auf, wie sehr die Dorfbewohner darum kämpfen mussten, um von ihrer Ernte so gerade leben zu können. „Wenn sie einen Mangobaum pflanzten, kostete es sie solche Mühe, ihn zu erhalten!“, sagte sie mir. „Dann durchbrach eine Ziege ihren Zaun und zerstörte den Baum, weil sie selbst hungrig war“. Während Kaisers Garten wuchs und gedieh, beobachtete Johnson, wie die örtlichen Bauern zunehmend neugierig wurden. Nach und nach erkannten die Dorfbewohner, dass auch sie etwas anderes anbauen könnten außer Hirse und Erdnüssen, die ihre Grundnahrungsmittel seit Generationen gewesen waren.

In das Herz der Krume

Schwarzmaler warnen seit Beginn des Ackerbaus vor dem Missbrauch des Bodens, wenigstens seit 5000 v. Chr. Wir wissen aber auch seit 1882, wie man seine Fruchtbarkeit wiederherstellt, denn in diesem Jahr veröffentlichte Charles Darwin eine seiner weniger bekannten Entdeckungen: Der Mutterboden wird durch nichts anderes geschaffen als durch den kleinen, aber feinen Regenwurm, und zwar in einer Menge von 10 bis 20 Tonnen pro Acre. (Regenwürmer erschließen Felsgestein, mischen dabei dessen Mineralien mit Wurzeln, Blättern und anderen biologischen Überbleibseln zu einer schönen, vollwertigen Mahlzeit. Seine Ausscheidungen sind fruchtbare Erde.) Aber wenn diese Erde zu Staub pulverisiert wird, wie es auf der ganzen Erde geschieht, gibt es für den Wurm nichts Verzehrbares mehr darin—oder, im weiteren Sinne, für den Rest des Ökosystems.

Über die letzten Jahrzehnte haben bodenkundige Wissenschaftler herausgefunden, dass dieses Ökosystem weitaus reichhaltiger ist als alles, was man je an Land oder im Meer gefunden hat. Einige zählten mehr Organismen in einem einzigen Teelöffel Erde, als es Menschen auf der Erde gibt. Andere wie Noah Fierer, ein auf mikrobielle Ökologie spezialisierter Professor der Universität Colorado, fanden, dass die biologische Vielfalt des Bodes so weitreichend ist, dass sie nicht in DNA-Tests erfasst werden kann. Unter einem Mikroskop sieht die Bodenprobe in dem Teelöffel aus wie eine Kreuzung des Amazonas-Dschungels mit einen beliebigen exotischen tropischen Korallenriff, in dem es wimmelt von Algen, Plankton und monströsen Geschöpfen aus einem Jules-Verne-Roman. All diese unsichtbaren Lebewesen arbeiten zusammen, sie stärken den Boden, damit er Wasser halten, Erosion widerstehen, die Pflanzen mit Nährstoffen füttern und ihr Immunsystem stärken kann, und, wie vorgegangene Studien nahelegen, symbiotische Mikroben im menschlichen Verdauungsapparat stimuliert, während wir diese Pflanzen essen, die unser Immunsystem stärken. Unter Berücksichtigung all dessen können Kaiser und die wachsende Zahl seiner Befürworter nicht verstehen, wie wir die Welt unter unseren Füßen behandeln. „Was erschafft Leben?“, fragt Kaiser. „Sonne, Regen und Boden. Nur eines dieser drei Dinge können wir beeinflussen — den Boden. Der Boden kann als einziger hier auf unserem Planeten den Tod aufnehmen und ihn in Leben zurückverwandeln. Und alles, was wir mit ihm angestellt haben, ist, ihn zu zerstören.“ Offensichtlich stimmen die Vereinten Nationen dem zu, denn 2015 wurde gemäß einer UN-Deklaration und „Jahr des Bodens“ erklärt.

Einige Jahre, nachdem er Gambia verlassen hatte, arbeitete Kaiser an seiner Examensreihe in Costa Rica, als ein Kollege, der zwei Obstplantagen mit Zitrusfrüchten studierte, etwas Ungewöhnliches entdeckte. Die erste Plantage. die an einen dichten Wald voller Bäumen, Büsche und wildem Wein angrenzte, war mehr als 90 Prozent weniger von Schädlingen befallen als die zweite Plantage, die sich in einer offenen Ebene befand und eine Meile entfernt war. Das verblüffte Kaiser. „Solch ein Ergebnis kann man nicht einmal mit chemischen Pflanzenschutzmitteln erreichen“, sagt er. „Diese chemischen Sprays töten alles — die Schädlinge und die Nützlinge“. (Nützlinge sind Insekten, die nicht die Ackerfrüchte fressen, sondern sie beim Wachsen unterstützen. Bienen z. B. helfen beim Bestäuben; andere wie Marienkäfer und Gottesanbeterinnen fressen die Insekten, die die Ernte auffressen.) Jeder Landwirt möchte Nützlinge haben; Nach jedem Versprühen von Insektenvernichtern kommen die Schädlinge immer schneller zurück als die Nützlinge. (Biologen erklären dies damit, dass Schädlinge sich schneller und effektiver vermehren und dass sie durch jahrhundertelanges Bekämpftwerden widerstandsfähiger wurden.) Weitere Spritzungen folgen und die Todesspirale geht immer weiter. Paradoxerweise geschieht dieser Prozess unabhängig davon, ob diese Spritzmittel chemisch oder organisch sind.

In Costa Rica erkannten Kaiser und seine Kollegen, dass die schädlingsfreie Plantage dem Schicksal der anderen Plantage aus einem einfachen Grund entging: Die Nützlinge hingen in den Baumblättern nahe der Plantage und konnten so die Ernte erhalten. Während seiner Studien besuchte Kaiser eine Bananenplantage, deren Produktivität um das Doppelte gesteigert werden konnte, indem man den Superbaum Moringa Oleifera anpflanzte, der sowohl Schatten spendete als auch Stickstoff, den wichtigsten Nährstoff für eine Pflanze. Kaiser war so beeindruckt von den unzähligen Kräften dieses Baumes, dass er später ein kleines Buch über sie verfasste. In Kaisers Gehirn manifestierte sich ein Muster. „Wenn man sich zuerst darum kümmert, dass es der Natur insgesamt gut geht“, sagt er heute, „ist die Landwirtschaft leicht.“ Miguel Altieri, Professor für Agroökologie an der kalifornischen Universität Berkeley, kam in anderen Versuchsreihen in verschiedenen Regionen Lateinamerikas zu den gleichen Schlussfolgerungen: In vielen Fällen erlangten Kleinbauern höhere Profite und größere Erträge als konventionelle Bauern, die Chemikalien und andere Hilfen der konventionellen Landwirtschaft einsetzten, indem sie die natürlichen Ressourcen ihrer eigenen Landflächen zur Fruchtbarmachung ihres Bodens nutzten. Besonders dramatisch (im positiven Sinn) ist diese Entwicklung in Kuba, wo man neue Fruchtbarkeit durch die Rückkehr zu alten Anbaumethoden erlangt. (Siehe “Cuba’s Harvest of Surprises,” von Christopher Cook.)

2005 kehrten Kaiser und Johnson schließlich in die USA zurück, um zu heiraten, eine Familie zu gründen und das bisher Gelernte auf ihrem eigenen Land auszuprobieren. Nach einigen Monaten der Suche fanden sie schließlich ihr Zielobjekt: die Singing-Frogs-Farm, ein Gebiet von acht Acres (=3,275 Ha) nahe der Innenstadt von Sebastopol. Es war nicht die naheliegendste Wahl. Die Farm war jahrelang vernachlässigt worden; Sie war kalt und feucht und an einem Hang gelegen, weswegen sich dort die Abwässer aus der Nachbarschaft einfanden. Sie bestand nicht aus weiten Flächen, die einen Reihen-Anbau möglich machten. Anders gesagt: Das ideale Gebiet für Kaiser. „Ich suchte nach einem Ort, den ich heilen konnte“, sagt Kaiser. „Mir war klar, dass ich Dinge anbauen wollte, aber ich hatte keinen Plan davon, was das bedeutete“. Jedoch hatte der Ort auch ein gutes Omen: Auf der anderen Seite der Stadt war die Farm und das frühere Haus des großartigen Pflanzenzüchters Luther Burbank (1849-1926).

2007 beackerte Kaiser sein Land mit allen Werkzeugen, die die Farm vorhielt. Er pflügte den Boden, wie es jeder andere Farmer tut. Da die Farm jahrelang nicht bearbeitet worden war, hatte der einfache Unkrautbewuchs das Land sehr fruchtbar gemacht. Darum erblühte die Farm rasch. Aber auch die Arbeit nahm massiv zu. „Das Unkraut war gewaltig“, sagt Kaiser. „Wir arbeiteten sogar des Nachts mit Scheinwerfern auf dem Feld und jäteten stundenlang!“ Eines Morgens im Frühling sah er eine Keilschwanz-Regenpfeiferin (ein Vogel der Region), die seinen Traktor ankreischte. Nachdem er ein paar Male auf seinem Feld hin- und hergefahren war, wurde ihm klar, dass sie ihre Eier schützen wollte, die in einem Nest unsichtbar im Boden lagen. Als Kaiser anhielt, um sich das genauer anzusehen, bemerkte er alle möglichen Schäden, die sein Pflug verursacht hatte — zerschnittene Regenwürmer und Schlangen, zerstörte Bienenstöcke, wertvolle Wurzeln und Käferkolonien, die jetzt der heißen Sonne ausgesetzt waren. Einige Monate später, als sein Daumen im Motor seines Traktors zerquetscht wurde, hatte er eine Erscheinung: „So etwas werde ich nie wieder machen!“, erinnert er sich. „Es muss einen besseren Weg geben“.

Kaiser nahm seine Studien wieder auf und entdeckte eine gewaltige Menge an Literatur, die die Vorzüge von Direktsaat-Landwirtschaft (Landwirtschaft ohne Bodenbearbeitung) preist — anders gesagt, eine Landwirtschaft ohne Maschinen wie Pflug oder Spaten zum Umgraben des Bodens. Die Praxis erfolgt nach der zweiten oft nicht beachteten Anbauregel: Störe deinen Boden so wenig wie möglich. Immerhin hatte diese Anbaumethode eine überraschend gemischte Bilanz.

Auf der Positivseite steht die Vielzahl wesentlicher Nährstoffe, wenn die Pflanzen zu ergiebigem Kompost verrotten; Die Ballaststoffe verringern auch die Wasserverdunstung, die Erosion und die Reihe verdeckter Schäden, die beide verursachen. Die Bundesregierung nimmt hier kein Blatt vor den Mund. In einem Bericht des Jahres 2010 teilte die USDA (US-Department of Acriculture) mit: „Den Boden zu pflügen ist gleichbedeutend mit einem Erdbeben, einem Hurrikan, einem Tornado und einem Waldbrand, die sich alle gleichzeitig in der Welt der Bodenorganismen ereignen“. Don Tyler, ein Naturschutz-Experte der USDA, führt ins Feld, dass ein Jahr Bodenbearbeitung 25 Jahre Bodenverbesserung durch Direktsaat zerstören kann. Aber diese Methode hat auch ihre negative Seite: Wenn Felder nicht besonders sorgfältig behandelt werden, kann die Produktivität auch sinken. Sie tendiert auch dazu, mehr Pestizide und Herbizide zu benutzen als bei der herkömmlichen Anbaumethode, weil die Pflanzen, die übrig bleiben, irgendwo bleiben müssen. Ironischerweise trifft dies besonders zu, wenn Direktsaat-Farmer versuchen, außerhalb der Hauptwachstumsperiode mehr Fruchtbarkeit zu erlangen suchen, indem sie „Abdeckpflanzen“ einsetzen. (Dazu gehören Pflanzen wie Bohnen und bestimmte Gräser, die den Boden bedeckt halten und die Nährstoffe im Boden belassen, anstatt sie herauszuziehen.)  Während der Wintermonate sprühen viele solcher Landwirte immer noch, während „konventionelle“ Nachbarn Ferien dank netter, leerer und brachliegender Felder genießen.

Aber auf Kaisers Farm war Sprühen kein Thema. Was er in Übersee gelernt hatte, imitierte Kaiser, indem er seine Farm mit Baumhecken und Büschen einrahmte, die von jenen Nützlingen geliebt werden. Er baute auch seine eigenen Gewächshäuser. Auf diese Weise konnte er neue Pflanzungen ankurbeln durch Sämlinge, die er gut reifen lassen konnte. Diese sorgten für ständige Ernten, sogar im Winter.

Vorgänge wie diese beinhalten zu viel schlammige Arbeit und fordert zu viel von ihren Böden — so denken die meisten Farmer. Tatsächlich lohnt sich aber diese Arbeit. Je länger die Ackerpflanzen im Boden verbleiben, desto besser für den Boden — weil all solche Jules-Verne-Kreaturen sich von Pflanzenwurzeln ernähren. Das lässt diese zahllosen scheibenförmigen Felder im ganzen Land, die im Winter brach liegen, in neuem Licht erscheinen. Sie ruhen nicht aus, sie sterben. Jerry Hatfield, Erntephysiologe beim landwirtschaftlichen Forschungsdienst der USDA, erklärte mir kürzlich: Wenn ein Farmer gepflügtes Land brach liegen lässt, „lässt Du dein biologisches System verhungern. Ich frage sie immer: ‚Wie würde es Ihnen ergehen, wenn ich Ihnen nur einmal im Jahr Nahrung gäbe?’“  Dieses Prinzip bedeutet für Kaiser einfach nur: „Lass immer die Wurzeln im Boden“.

Danach probierte Kaiser etwas anderes: Statt des standardmäßigen Verteilens von Dünger auf seinen Feldern legte er eine dicke Schicht Kompost oben drauf.

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[Fotounterschrift] Kaiser beherzigt fanatisch, was er die drei Hauptregeln für Bodengesundheit nennt: Wurzeln so weit wie möglich im Boden lassen. Den Boden so weit bedecken wie möglich. Störe den Boden so wenig wie möglich. Kaiser pflügt nur dann, wenn er alten Boden für eine Neuanpflanzung wiederbelebt. Danach pflügt er nicht wieder. Wenn ein Pflanzenbeet gelegentlich Belüftung benötigt, sticht er mit einem Spaten wie diesem hinein.

Kaisers Weg hat aber auch seine Risiken. Kompost ist eine Art Einbrennsauce der Natur: konzentriert, nährstoffreich, eine hochwirksame Mischung von Pflanzenessenzen. Es beginnt mit einem Eimer voll Abfällen — aus unseren Küchen, aus dem Garten und vom Baumschnitt und manchmal von Misthaufen benachbarter Farmer. Um nutzbar zu werden, müssen all diese Sachen gründlich verrotten; Und wenn sie es erst tun, verwandeln sie sich in eine Art konzentrierter Erde. (Um einen Geschmack für diese Vorgänge zu bekommen, lohnt es sich, “The Bug Whisperer” (Der Insektenflüsterer) von Kristin Ohlson zu lesen.) Trotz seiner Lebendigkeit kann dieses Material für junge Pflanzen zu viel sein, weil es ihre zarten Schösslinge durch seine unverdünnten Substanzen verbrennt. Kaiser entdeckte bei weiterem Lesen, dass er seinen Kompost mit Kalzium (aus zerbrochenen Austernmuscheln) und Spurenelementen (aus gemahlenem Festgestein) neutralisieren konnte. Und so schichtete er die gesamte Masse auf den Boden und setzte die Pflanzen durch sie hindurch an.

Dank der Nährstoffbalance in seiner Erde bekamen Kaisers Sämlinge, die schon robust waren, einen  zusätzlichen Vorsprung. „Unsere Ackerfrüchte  überholen die Unkräuter von Anfang an“, sagt Kaiser. „Auf diese Weise brauchten wir nicht mehr Unkraut jäten“. John Cheatwood, einer von Kaisers Angestellten, drückt es so aus: „Der Kompost ist unsere Antwort auf Egge und Pflug“. Dieser hochintensive Zyklus —  Kompost, Stecklinge setzen, Ernten, Wiederholen — erlaubt es Kaiser, bis zu sieben Mal pro Acre pro Jahr zu ernten. Das ist das Drei- bis Fünffache dessen, was die meisten Farmen erzeugen. Warum sollte man das nicht leben?!

Eine Frage des Maßstabs

Eines Morgens im Juli kamen zwei Besucher von Zentrum für Agroökologie und nachhaltige Ernährungssysteme der kalifornischen Universität Santa Cruz zur Singing-Frogs-Farm. Einer von ihnen war Jim Leap, der jahrzehntelang das Farm- und Gartenprogramm des Zentrums leitete. Es war in den 1960er-Jahren von Alan Chadwick angeschoben worden, dem legendären und quicklebendigen Paten der kalifornischen Bewegung für organische Landwirtschaft. Über die Jahre wurde der Universitätsgarten, der auf einem felsigen Hang blühte und gedieh, so legendär wie sein Gründer; legendär waren auch zahlreiche leider vergebliche Bemühungen, das Modell Chadwicks auf die große Agro-Industrie zu übertragen. Leap litt unter vielen dieser „romantischen“ Bemühungen  und den damit verbundenen Erfahrungen — bis zu jenem Morgen.

Während Leap und sein Kollege Darryl Wong an Kaisers überbordenden Gemüsebeeten entlang gingen, zeigten sie sich inspiriert durch diese Masse an Innovationen. Die meisten Farmer bauen nur eine kleine Auswahl von Gemüsesorten an. Und einige, sogar solche, die „organische“ oder „nachhaltige“ Verfahren für sich beanspruchen, konzentrieren sich nur auf eine (üblicherweise Salat). Dieses Verfahren, „Mono-Cropping“ (Mono-Anbau) genannt, wird weithin kritisiert. Es laugt den Boden aus und reduziert die Vielfalt der wilden Lebewesen, die normalerweise auch auf einer Farm leben. Es schafft ein Vakuum, das bestimmte Schädlinge begünstigt. Im Gegensatz dazu zielt Kaiser auf Vielfalt, und das extrem. Auf nur acht Acres hat er Hunderte einheimischer Bäume und Büsche. Auf den zweieinhalb Acres davon, die er kultiviert, baut er eine entsprechende Zahl verschiedener Gemüsesorten an, darunter Brokkoli, Blumenkohl, Kohl, Paprika, Gurken, Winterkürbis, Kopfsalat und Sareptasenf — und diese in ungefähr sechs Varianten pro Sorte — dazu 30 bis 35 verschiedene Arten von Tomaten. „Niemand anders macht das“, sagte Leap mit verwunderter Miene.

Ein frisch bearbeitetes Feld war mit einer dicken, filzartigen Decke bedeckt — Kaisers Version der Meilen schwarzer Plastikfolien, die man sieht, wenn man im Winter durch amerikanisches Farmland fährt. Diese langen „Laken“ heißen „Plastik-Mulch“ und sie sind höchst wirksam — beim Unterdrücken von Unkräutern, beim Feuchthalten und beim Füttern der Bodenmikroben. Jedes Jahr landen diese schwarzen Plastikfolien auf Deponien. Kaiser zeigt auf seine Mulchdecken und sagt: „Die halten 10 Jahre. Wenn wir sie im Frühling aufrollen“ — und plötzlich fing Kaiser an, mit hoher Stimme zu singen: „Der Boden darunter ist soooooooooo wunderbar!“ Könnte die Agro-Industrie auch solche Mulchdecken verwenden? „Sicher“, sagte Leap. „Wenn sie sie zur Deponie bringen, können sie sie auch aufheben und zusammenlegen, um sie wieder zu verwenden.“ In einem von Kaisers Gewächshäusern entlockten Größe und gesundes Aussehen der Auberginen großes Erstaunen aller. „Ich habe noch nie solche Auberginen hier an der Küste gesehen“, sagte Leap. „Auberginen ziehen alle möglichen Schädlinge und Krankheiten an“. Sogar die unbearbeiteten Wege zwischen den Gemüsebeeten beeindruckten Leap und Wong. Üblicherweise sind diese kahl und hart; Kaisers Wege waren weich und grün. „Es macht solch einen Spaß zu sehen, wie all dies im kleinen Rahmen funktioniert“, sagte Leap, „weil Jedermann hofft, so etwas zu tun.“

Der Reichtum der Farm brachte Leap dazu, Kaiser mit der Frage zu nerven, die jeder stellen würde: „Ich bin mir nicht sicher, ob so etwas auch im großen Rahmen geht“, sagte er. Kaiser liebt diese Frage, denn sie ist entscheidend, aber er hasst die Art und Weise, mit der sie immer gestellt wird. „Ich dachte früher, die beste Weise, dies zu tun, sei eine riesengroße Farm mit einem Haufen Felder wie diesem hier rund um ein Zentrum zu haben“, antwortete Kaiser. „Aber mein Nachbar bepflanzt 44 Acres (knapp 18 Ha), produziert weniger als ich, verkauft bei weniger Regionalmärkten und hat weniger Vertragskunden. Darum brauchen wir keinen größeren Rahmen. Wir brauchen mehr kleine Farmen wie diese in städtischen Bereichen und weniger Riesenfarmen von 100 Acres, die weit, weit weg von den Menschen sind, die ihre Früchte essen.“

Wenn Ihnen Kaisers Ziele zu idealistisch und romantisch erscheinen, so gibt es durchaus große Player in der Ernährungsindustrie, die das differenziert sehen. Miles Reiter, CEO (Chief Executive Officer = Geschäftsführer) von Driscoll’s, des größten Produzenten und Verarbeiters von Beerenfrüchten  mit Sitz in Watsonville, kündigte öffentlich an, dass er eines Tages nicht mehr in der Lage sein werde, Beeren zu transportieren  — einfach wegen der steigenden Kosten und der immer größeren Knappheit von Treibstoff. Bei der Abschlussveranstaltung des Weltkongresses zur nachhaltigen Landwirtschaft im vergangenen Jahr zeigte Dwayne Beck, Professor für Landwirtschaft der Universität Süd-Dakotas, auf, dass 80 Prozent der Kosten dessen, was Farmer auf ihre Felder ausbringen (Wasser, Spritzmittel, Dünger, Arbeiten) fossile Energien ausbeuten. „Vor 120 Jahren lag dieser Prozentsatz bei Null“, sagte Beck. „120 Jahre später wird diese Zahl wieder Null sein müssen“.  Als Leap Kaisers Felder besuchte, die nur knapp oberhalb vom Zentrum Sebastopols liegen, musste er sich geradezu eine andere Zukunft vorstellen. „Wenn der Ölpreis mal so richtig steigt“, sagte er, „wird sich diese Methode wie ein Lauffeuer verbreiten“. Wong nickte ernsthaft: „Das muss sein“.

Wenn dieser Tag jemals kommt, was dann genau eintritt, könnte die Anbaumethoden weltweit ändern. Wenn diese Änderungen sich verbreiten, werden ihre Macher sich, bewusst oder unbewusst,  der Methoden Kaisers bedienen. Einige von ihnen werden auch jetzt angewendet mit überraschenden Erfolgen auf Getreidefeldern des Mittleren Westens — mit Innovationen, die unser gesamtes Handelssystem umwandeln könnten. (Siehe auch: “A Brand New Idea for Commodity Exports” = Eine brandneue Idee für Handelsexporte). Abgesehen davon ist es bei Ackerfrüchten wie Mais und Weizen relativ einfach, gesündere Methoden wie Direktsaat anzuwenden; Jedoch scheint diese Methode für Gemüsefelder im großen Stil wohl schwieriger. Dennoch sind einige wenige Menschen einigen vielversprechenden Lösungen auf der Spur. (Siehe: “Your Salad’s Difficulty with Sustainable Farming”=Die Probleme Ihres Salats mit nachhaltiger Landwirtschaft).

Im Laufe von Leaps und Wongs Spaziergang kamen weitere Gedanken auf. „Wir haben hier einen Überfluss-Markt. Könnte so etwas wie deine Farm in Modesto oder Fresno funktionieren?“, fragte Leap im Hinblick auf die Armut und die heißen klimatischen Bedingungen der Gegend. „Ich habe das bereits in Gambia gemacht“, erwiderte Kaiser, „am Rand der Sahara! Ich fände es toll, die Chance in Modesto dafür zu bekommen.

Könnte es wirklich so leicht sein? Lohnkosten in Kalifornien unterscheiden sich sehr von denen in Afrika. Und Kaiser s Lohnkosten sind noch höher —   er braucht auf jedem Acre vier bis fünf  Mal so viele Arbeiter wie ähnliche Farmen. Aber Kaiser ist stolz auf diesen Unterschied. Während die Arbeit auf den meisten Farmen Teilzeitarbeit ist und nur saisonbedingt, ist die Arbeit auf der Singing-Frogs-Farm Vollzeitarbeit über das ganze Jahr. Kaiser zahlt auch etwas höhere Löhne im Vergleich zur Norm wegen der höheren Fähigkeiten, die sein System erfordert — Bodenbedingungen erkennen können, die Methoden von Beet zu Beet anpassen können je nach den Bedürfnissen der Pflanzen auf dem Beet, und schnell arbeiten können. Aber er gibt kein Geld für Herbizide, Pestizide, tonnenweisen Dünger, Traktoren, Treibstoff und Maschinenunterhalt oder tägliche Bewässerung aus. Auf diese Weise, sagt er, steht er immer prima da. Das ist für Kaiser gut, aber ist es das auch für seine Arbeiter?

Kaisers ältere Arbeiter bekommen 15 $ pro Stunde. Das ist weit höher als die durchschnittlichen Löhne, die etwa bei Kaliforniens Mindestlohn von 9 $ die Stunde liegen — dennoch kann es in einer Gemeinde mit hohen Lebenshaltungskosten wie Sebastopol ziemlich eng mit solch einem Lohn werden. „Wenn die Menschen möchten, dass Farmarbeiter fair bezahlt werden“, sagt Marty Renner, Kaisers ältester Arbeiter, „werden sie auch viel mehr für ihre Lebensmittel bezahlen müssen“. (Wenn Sie mehr erfahren möchten, was das Leben in Sonoma bei einem Stundenlohn von 15 $ bedeutet, lesen Sie bitte Anmerkung 1 am Ende des Artikels)

Das Kompost-Rätsel

An einer Stelle während Leaps Gang über die Farm gruben wir alle unsere Hände in Kaisers Boden. Er roch sehr aromatisch und war überraschend leicht. „Er fühlt sich fast wie Blumenerde an“, sagte Leap, als er die Erde durch seine Finger rinnen ließ. Das lag teilweise an der Jahreszeit (Die Sommerhitze trocknet den Boden aus.) Aber der Hauptgrund war, dass sie fast ganz aus Kompost bestand, der sehr locker beim Trocknen wird. All dieser Kompost war Leap unheimlich. „Er braucht weit mehr davon als sonst üblich“.

Kompost ist eine komplizierte Angelegenheit. Einerseits regen seine reichen Inhaltsstoffe das Pflanzenwachstum so wirksam an, dass man sich wundert, warum nicht mehr Farmer davon Gebrauch machen. „Wir haben einfach nicht den Kohlenstoff“, sagt Ray Archuleta von der USDA. Archuleta bezieht sich auf die Lücke zwischen verfügbaren Kompostvorräten und die 920 Millionen Acres (=3.723.108 km2), die gegenwärtig in diesem Land beackert werden; Aber er meint das Wort „Kohlenstoff“ auch provokativ. Kohlenstoff ist schlecht, nicht wahr? Wenn er sich in Kohlendioxid verwandelt, trägt er hauptsächlich zur Klimaerwärmung bei. (Dasselbe geschieht mit Stickstoff, wenn es sich in Stickstoffoxid verwandelt, ein Klimagas, das 300 Mal wirksamer ist als Co2.) Nun, Kohlenstoff und Stickstoff sind auch die Hauptbestandteile von Kompost und nach und nach der fruchtbaren Anteile der Bodenkrume. Das bedeutet, dass diese Chemikalien nur dann schädlich sind, wenn wir sie falsch einsetzen — in unserer Luft, wenn sie besser im Boden aufgehoben wären. Kaiser drückt es so aus: Was ich als Farmer am meisten brauche, ist Kohlenstoff für die Bodenstruktur und Strickstoff für das Pflanzenwachstum“.

Andererseits hat Kompost auch seine hässlichen Seiten. Weil weltweit immer mehr amerikanische Erntefrüchte verlangt werden, sind Farmer überall von Stickstoff abhängig geworden. Wenn ein Feld zu viel Stickstoff enthält, sickert er ins Grundwasser. An dieser Stelle sagt Leap: „Jede wasserführende Schicht unterhalb von landwirtschaftlich genutzten Flächen ist mit Nitrat verseucht“. (Wenn Nitrat sich in Nitrit verwandelt, ersetzt es den Sauerstoff im Blut seiner Konsumenten. In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts waren einige Grundwasserquellen so sehr mit Nitrat verseucht worden, dass dies zum „Blue-Baby-Syndrom“ mit einigen Dutzend Todesfällen führte. Das Problem ist seitdem fast verschwunden, aber Agronomen haben sich bis heute Sorgen darum gemacht.) Die meisten Verseuchungen durch Nitrat geschehen bei sintflutartigen Regenfällen, die auf Mastanlagen und industrielle Farmen treffen, die unwahrscheinliche Mengen an synthetischen Stickstoffdüngern einsetzen. Viel jedoch kommt auch von einfachem Kompost, der üblicherweise viel Stickstoff enthält.

Seltsamerweise gehören Farmer, die Kompost lieben, zu den übelsten Stickstoffverseuchern. Und Leap fürchtet, dass Kaiser ein besonders herausragender Umweltsünder ist. Über die letzten paar Jahre hat Kaiser mehr als 60 Tonnen besonders stickstoffhaltigen Kompost auf jeden Acre seiner Farm ausgebracht — fünf bis zehn Mal so viel wie üblich. Vor jeder Pflanzung unterstützt er die Böden auch durch eine geringe Menge organischen Dünger, der besonders viel Stickstoff und auch Phosphor enthält — ein weiterer problematischer Nährstoff.

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[Fotounterschrift] Kaiser düngt seine Ackerflächen mit ungewöhnlich großen Mengen Kompost — mehr als 60 Tonnen pro Acre im Jahr — den seine Arbeiter vor jeder Pflanzung mit Schubkarren aufbringen. Das sind 5-10 Mal mehr Kompost , als die meisten Farmer anwenden. Kaiser baut mehr Früchte an als der durchschnittliche Farmer, aber jüngste Tests zeigen an, dass sein Kompost mehr Nährstoffe aufbringen könnte, als die Pflanzen benötigen. Bei Überschüssen einiger solcher Nährstoffe — hauptsächliche Stickstoff, Phosphor und einige Spurenmetalle — werden sie giftig sowohl für Wasservorräte und auch für Konsumenten seiner Ackerfrüchte. Es ist daher wichtig für Kaiser und seine Nachahmer, genauere Messmethoden für den Nährstoffgehalt von Feldern zu entwickeln.

„Das ist ein Präzedenzfall“, sagt Leap. „Das ist eine riesengroße Über-Anwendung. Falls Paul zertifizierter Biofarmer werden wollte, könnte das Ärger geben“. Erstaunlicherweise ist Kaisers Farm das nicht – er widersteht diesem Label wegen der Kosten, des komplizierten Verfahrens und der Standards, die er oberflächlich findet. Ebenfalls erstaunlich ist, dass das seinen Kunden nichts ausmacht. Bei Befragungen befürworteten quasi alle seine unkonventionellen Anbaumethoden. Robin Boyle, Marketingdirektorin von California Certified Organic Farmers, sagt jedoch, dass im Fall einer Beantragung des Labels Kaisers seine Kompostmengen „sämtliche rote Lampen in unserem Büro angehen lassen würden“.  Aber sie sagte auch, dass solche gewaltigen Mengen durchaus auch im Rahmen des Erlaubten sein könnten, je nach der individuellen Situation der Farm.

Kaiser argumentiert, dass die Situation seiner Farm klar innerhalb der erlaubten Grenzen ist — aus vier Gründen. Erstens sei der zusätzliche Stickstoff notwendig, weil er so sehr viel mehr Ackerfrüchte pro Acre anbaut als eine Durchschnittsfarm. Zweitens zeigten Bodenproben, dass dessen Stickstoffgehalt „genau dort ist, wo er sein sollte für gesunde Pflanzen“. Drittens bemerkt er, dass die Pflanzen den Stickstoff wirklich „aufessen“: Manchmal werden die Blätter gelb (was ein Zeichen für Stickstoffmangel ist). Und viertens fügt er hinzu, dass seine Teiche, die das auffangen, was vom Farmboden abfließt, sichtbar klar und voller Leben sind. Außerdem ergaben kürzliche Regenwassertest auch absolute Sauberkeit. (Durch Stickstoff oder Phosphor belastetes Wasser ist normalerweise durch Algen verstopft, die Fische und andere Wasserlebewesen töten, indem sie ihnen den Sauerstoff nehmen. Mit diesem Problem hatte Kaiser im ersten Jahr zu kämpfen, nachdem er besonders viel Kompost aufgebracht hatte, aber danach trat es nicht mehr auf.) „Alle unsere Felder und Anzeigegeräte zeigen, dass unser Stickstoffgehalt in Ordnung oder nicht hoch genug ist“, sagt Kaiser.

Hier könnte Kaisers Behauptung übertrieben sein. Die sichtbaren Zeichen lassen vermuten, dass seine Pflanzen alles konsumieren, das er ihnen gibt, aber wenn es um seine Boden- und Wassertests geht, ergibt sich beträchtlich mehr, als das Auge erkennen kann. Das wirkliche Bild gleicht einem Puzzle, aber es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen, um wenigstens die vielfältigen Aspekte zu beachten — und wenn es nur dazu dient, mögliche Nachahmer darauf hinzuweisen, was dazu gehört, eine solch ambitionierte Form der Landwirtschaft zu beherrschen wie Kaiser.

Zunächst weisen Kaisers Bodenproben leicht erhöhten Nitratgehalt und einen noch etwas höheren Phosphorgehalt auf. Aber seine Regenwasserproben — die Agronome als den goldenen Weg ansehen, um Düngeleckagen einer Farm festzustellen — sind immer kristallklar.

Wie kann das sein? Wenn man Agronomen und Bodenwissenschaftlern zuhört, die Kaisers Methoden gegenüber skeptisch sind, verstecken sich diese Verschmutzer. Es könnte stimmen, aber genauso gut das Gegenteil. Wenn Sie den genauen Zahlen dieses Puzzles nicht widerstehen können — und die Debatte, die sie auslöste — lesen Sie bitte Anmerkung #2 am Ende des Artikels.

Glaubt man Kaiser, verfehlen die Labortechniker das richtige Ergebnis. Die Verschmutzer sind nicht sichtbar, einfach weil alles biologische Leben, das er in seinen Feldern aufgebaut hat, sie aufisst. „Die hochorganische Biomasse puffert jedes Ungleichgewicht in jenen Nährstoffen ab“, sagt Kaiser. „Mir scheint, dass all diese Kritik von Menschen geäußert wird, die ein wirklich biologisches System nicht verstehen“. Diese Behauptung ist kühn, aber Kaiser hat auch einige Wissenschaftler auf seiner Seite. „All das mikrobielle Leben geht durch einen Kreislauf dieser Nährstoffe“, sagt Jerry Hatfield von der USDA. Ray Ward, ein führender Experte für Bodenproben, stimmt zu. (Ward unterhält die Ward-Labore in Kearny, Nebraska, die einige von Amerikas umfassendsten Testverfahren für Nährstoffgehalte und mikrobielles Leben in Böden entwickelt haben. Kaisers letzte Tests wurden durch die Ward-Labore durchgeführt.) Jeff Creque, oberster Wissenschaftler beim Marin Carbon Project, steht auch zu Kaisers Methoden. Creque fügt an, dass die industrielle Landwirtschaft sich von biologischen System verabschiedet hat, was in erster Linie zur Verschmutzung durch Kohlendioxid geführt hat. „In früheren Zeiten konnte man den Stickstoffgehalt im Boden nur in Verbindung mit Kohlenstoff anheben“, sagt Creque. Heute füttern wir die Chemie des Bodens, anstatt die Biologie des Bodens zu nähren. Zudem verbrennen wir die Kohle“.

Das Problem ist, dass, egal wie qualifiziert diese Beobachter sind, sie letztendlich nur Vermutungen anstellen. Stickstoff und Phosphor sind nur zwei von Milliarden natürlichen und lebenden Bestandteilen, die so etwas wie einen Boden ausmachen. Wissenschaftler haben erst kürzlich angefangen zu verstehen, wie dieses Ökosystem Fruchtbarkeit beeinflusst, während seine winzigen Bewohner miteinander agieren. Einige solcher Interaktionen könnten die Entschuldigung für Kaisers Exzesse sein, andere können sie verschlimmern. „Wir wissen vielleicht weniger über den Boden, als wir über den Mond wissen“, sagt Morris.

In den Monaten nach seinem Besuch diskutierte Leap diese Fragen — mit sich selbst, mit Kaiser, mit vielen seiner Kollegen in der organischen Landwirtschaft und mit mir. Lange E-Mails gingen hin und her, alle voller endloser Fragen und endloser Zahlenreihen. In Zuge dieses Prozesses mutete ich den beiden und vielen anderen, die sich der nachhaltigen Landwirtschaft widmen, so viele spitzfindige Befragungen zu, dass ich Hemmungen hatte, sie wieder anzusprechen. Die zentrale Frage, die diese Befragungen befeuerte, war grundsätzlich und fast unlösbar: Wenn Kaisers Methoden wirklich fehlerhaft sind, kann man sie korrigieren?

Anfangs war Leap ziemlich pessimistisch. „Ich bin nicht sicher, ob er auf dem jetzigen Niveau ohne diese Exzesse produzieren kann“, sagt mir Leap. Ich fürchte, sie sind untrennbar mit seinem System verbunden. Es ist, als würde das Gemüse durch den Kompost aufgepumpt“. Als ich Tim Hartz, einen anerkannten Professor der Pflanzenwissenschaften der kalifornischen Universität Davis, fragte, ob er Kaisers System für nachhaltig hält, war seine Antwort ein knappes Nein. All das hat Leap zunehmend Sorgen bereitet angesichts Kaisers extrem ökologischer Behauptungen. „Was mich stört“, sagte Leap, „ist, dass Paul solch eine große Angelegenheit aus diesem Keilschwanz-Regenpfeifer macht, weswegen er nicht mehr pflügt. Aber so sieht er es eben. Was er nicht sehen kann, sind die Folgen für die Fische flussabwärts von seiner Farm“.

Um fair zu sein, muss man sagen, dass Kaiser stufenweise seine Kompostmengen reduziert hat teilweise wegen des Sturms der Befürchtungen von außerhalb, was Leap wiederum optimistisch stimmt. Aber immer noch verwendet Kaiser weitaus mehr Kompost als unter Farmern im Allgemeinen bekannt ist. Und wenn Kaiser feststellt, dass er seine Verfahren nicht wesentlich ändern kann, wenn er bei seiner Version organischer Landwirtschaft bleiben will und seiner Produktivität –– was dann? Es bleibt ein zweischneidiges Schwert: wichtige Nahrung für den Boden einerseits und Nahrungsverschmutzung (durch Auswaschung von Stickstoff, Phosphor etc.) andererseits.

Was auch bedeutsam ist für einige Menschen: Bei der kommerziellen Produktion von Kompost werden tonnenweise fossile Brennstoffe verbrannt. Kaiser selbst kann nur etwa ein Drittel des Komposts, den er für seine Farm braucht, selbst produzieren. Der Rest kommt von seinen Nachbarn im Sonoma County. Wenn Essensreste und Gartenabfälle zur örtlichen Deponie gebracht werden, durchlaufen sie in dieselbetriebenen Anlagen 15 verschiedene Phasen des Trennens, der Reinigung, des Zerkleinerns und der Belüftung, um zu neuem Boden zu werden –– der dann mit einer Rate von 150 Tonnen pro Tag die Deponie verlässt. Und auch dieses Endprodukt ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Ich bemerkte dies eines Morgens, als ich Kaisers Team beim Pflanzen von Gurken half. In fast jedem Loch fand ich einen oder zwei kleine Schnipsel Plastik, Alufolie oder andere Materialien, die sich nicht zersetzen. Das ist all jenen Nachbarn geschuldet, die nach nahezu zwei Jahrzehnten voller Öffentlichkeitskampagnen immer noch nicht richtig Müll trennen können.

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[Fotounterschrift] Obwohl der Kompost, den Kaiser kauft, eine ungewöhnlich hohe Qualität hat, finden sich doch immer wieder Abfallreste darin wie dieser Rest einer Plastiktüte. Bis die Bürger gelernt haben, was Abfall ist und was nicht, werden diese Stückchen weiterhin unvermeidbar sein. Sie sehen zwar nicht schön aus, sind aber harmlos, denn sie werden weder von der Erde noch von den Pflanzen aufgenommen.

Darum sieht Leap ein System, das von so viel Kompost abhängt, sehr skeptisch. „Wenn die Bodenmikroben ihre Arbeit verrichten“, sagte Leap mir, „braucht man nicht zusätzlich Stickstoff zusetzen.“ Andere bevorzugen eher Kaisers Antwort: „Wo soll denn all unser Biomüll hin?“, fragt er. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten — versenkt man ihn im Meer, führt er zu exzessivem Pflanzenwachstum, das Meereslebewesen den Sauerstoff wegnimmt. Oder man bringt ihn auf die Deponien“. Mit anderen Worten: Vielleicht ist die menschliche Evolution selbst der letzte Kompromiss unseres Planeten. Alles Leben bedeutet Energie, in der einen oder anderen Form. Und der Abfall dieser Energie muss irgendwo hin. Es gibt kein organisches Mittagessen ohne Kompromiss.

Nachhaltigkeit angesichts der Städte von Morgen

Nach einigen neuen Zählungen produzieren die Amerikaner so viel kompostierbaren Abfall und nutzen so wenig davon, dass in Kalifornien wenigstens 15 Millionen Tonnen dieses reichhaltigen Materials (ist es erst mal trocken) und mehr als 200 Millionen Tonnen landesweit jedes Jahr auf Deponien landen.  Vorrangig produziert es dort Methan, das besonders zur Klimaerwärmung beiträgt.

Auf einem Acker erzeugt Kompost jedoch neben Pflanzen eine Menge guter Dinge. Landwirte nennen es „Organisches Bodenmaterial“ oder „SOM“ (soil organic matter) und es ist hauptsächlich zuständig für die Fruchtbarkeit des Bodens. SOM ist im Wesentlich alles Restgewebe, egal ob lebend oder nicht, aller lebenden Organismen — Pflanzen, Wurzeln, Käfer, Mikroorganismen, Pilze, Schwämme, Flechten, was auch immer. All dieses Verrotten ist wunderbar effektiv. Es hilft dem Boden, das Wasser zu halten. Was noch wichtiger ist: Wenn Wasser knapp ist, nährt all dieses verrottende Material die Wurzeln der Pflanzen und die Mikroorganismen um sie herum, sodass die Pflanzen weiter wachsen können. Dwayne Beck beschreibt es so: „SOM ist das Lebendige, das Tote und das sehr Tote. Wenn man schlechten Boden beackert, benutzt man das sehr Tote. Wenn man gut ackert, verwendet man das Tote. Das Lebendige aber ist das, was man nutzen möchte“. Lebendig oder tot, SOM besteht immerhin zu 60 Prozent aus Kohlenstoff. Und je mehr davon im Boden ist, desto weniger davon geht in die Luft über, wo es Kohlendioxid produzieren würde.

1920, vor dem Entstehen der industriellen Landwirtschaft, machte SOM durchschnittlich zwischen 6 und 8 Prozent unserer Bodenkrume aus. Über die Jahre, in denen amerikanische Farmer ein System anwendeten, das mehr extrahierte als hinzufügte, sank das Niveau des SOM durchschnittlich auf 2 Prozent, in einigen Gebieten sogar unter 1 Prozent — was mehr als die Hälfte der Mindestmenge für einen gesunden Boden bedeutet. Eine einfache Maschine, die allgegenwärtig wurde, verursachte diesen Verlust: der Streichbrettpflug (moldboard plow) (erfunden — wer hätte es gedacht? — von Thomas Jefferson). In einem Bericht der Universität von Minnesota im Jahr 2002 heißt es: „Je tiefer und aggressiver das Pflügen erfolgt, desto mehr CO2 geht in die Atmosphäre über“. Und der Streichbrettpflug, so die Autoren des Berichts, sei „das aggressivste Gerät, das je verwendet worden ist“.

Als die Kaisers die Singing-Frogs-Farm kauften, war deren Boden fünf Jahre lang nicht gepflügt oder bepflanzt worden, weswegen er relativ gesund war: SOM wurde mit 2,4 Prozent getestet (nicht schlecht für den sandigen Lehm, der typisch für diese Gegend ist). Nachdem Kaiser sein kompostbasiertes System in die Tat umsetzte, stieg der SOM-Grad der Farm bis auf 10 Prozent an. Dieses Niveau wäre sogar noch höher, wenn man die Bodenproben aus höheren Schichten nähme. Versuche in diesem Herbst zeigten, dass sein Boden auch besonders reich an Mikroben war, sowohl mengenmäßig als auch, was die Vielfalt betrifft. Dieses verborgene Material könnte ein Grund dafür sein, warum Kaisers Felder so üppig waren trotz der Dürre. Immer wieder weist er darauf hin, dass jedes Prozent mehr auf einem Acre Land bedeutet, dass die oberste Bodenschicht von 30 cm zusätzlich 4360 Liter Wasser halten kann.

Diese 4360 Liter präsentierte Kaiser seinen Zuhörern bei der Landwirtschaftskonferenz in Napa, wo ich ihn zum ersten Mal traf. Das zentrale Thema dieser Konferenz war die Erhaltung von landwirtschaftlichen Böden und zahlreiche Referenten stellten die verschiedenen Maßnahmen vor, die eine Handvoll kalifornischer Landkreise (Counties) gerade treffen, um zu vermeiden, dass Städte sich immer mehr ausbreiten und dabei immer mehr Landwirtschaftsfläche schlucken. Trotz solcher Initiativen ist der allgemeine Trend hier eher schwach. Seit 1982 haben die USA 13 Millionen Acre (=52.610 km2) erstklassiges Farmland der städtischen Entwicklung opfern müssen.

Diese Zahlen schmerzen besonders, wenn man an Kaisers Langzeit-Hoffnung denkt: ein Netzwerk kleiner Farmen in den Weltstädten, die uns gegen Treibstoff- und Wasserknappheit in der Zukunft schützen könnten. Wenn seine Vision überhaupt eine Chance bekommen soll, müssen wir unsere Städte vollkommen anders strukturieren. „Die meisten Städte befinden sich in der Mitte besten Farmlands“, sagte Ed Thompson vom American Farmland Trust den Zuhörern der Napa-Konferenz, „weil der Ursprung aller Städte landwirtschaftliche Regionalmärkte waren“.

Das Geschenk der Dürre

An einem frostigen Morgen im letzten Januar saß ich an einem Picknick-Tisch, von dem aus ich die Felder der Singing-Frogs-Farm sehen konnte, während Kaiser und seine Frau, eingehüllt in Fleece-Jacken, mir ihre Geschichte erzählten. Die ersten Zeichen einer erneuten Dürre kündigten sich an und ich fragte sie, ob sie besorgt seien. „Mit den Pflanzen wird alles in Ordnung sein“, sagte Kaiser schulterzuckend. „Mir machen eher die Bäume Sorgen“. Kaiser traut seinen Pflanzen einiges zu, weil er sie nicht mit Sprühungen und Dünger schwächt. Das kräftigt sie und sie können ihre eigenen Polyphenole entwickeln — das ist der Kern des pflanzlichen Immunsystems. Es scheint, dass Pflanzen nach demselben Grundsatz funktionieren wie die Menschen: was nicht gebraucht wird, verschwindet. „Wenn wir all den Schutz für sie übernehmen“, sagte Kaiser, „werden sie sich nicht mehr selbst verteidigen“. Plötzlich machte Elisabeth Paul auf einen gebrochenen Schlauch aufmerksam, aus dem eine Wasserfontäne hochsprang. Kaiser stöhnte und drehte einen Anschluss entsprechend ab. „Ich habe diese Fröste echt satt“, sagte er, als er wieder zurückkam.

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[Fotounterschrift] Kaiser beschleunigt seine Produktion, indem er seine Sämlinge päppelt und sie erst richtig anwachsen lässt, bevor er sie auf die Felder pflanzt. Viele anderen Farmer tun das auch, aber Kaisers Weg unterscheidet sich zweifach: Erstens pflanzt er seine Saaten in Kompost. Die meisten Farmer fürchten mögliches Krankheitspotenzial im Kompost und benutzen stattdessen sterile Gartenerde. Diese ist zwar sicher, aber auch nicht sehr nährstoffreich, was die Pflanzen schwächt und für weniger Nährstoffe in den reifen Früchten sorgt. Zweitens verpflanzen die meisten Farmer, um den Platz maximal auszunutzen, ihre Sämlinge schon, wenn sie noch relativ klein und erst zwei Wochen alt sind. Kaiser verwendet größere Container, damit seine Sämlinge einen ganzen Monat bis zum Versetzen wachsen können. Das beschleunigt nicht nur ihren Start, sondern erhöht auch ihre Überlebensrate auf dem Feld.

In den letzten paar Wochen schwankten die Temperaturen jeden Tag um bis zu 10 Grad, weswegen die örtlichen Zeitungen von wüstenartig sprachen. „In den letzten zwei Jahren fiel der letzte Regen am 1. Februar“, sagte Kaiser, „und es sieht dieses Jahr wieder danach aus.“ Nicht nur fällt wenig Regen, es gibt auch Frostphasen — der erste Frost schlägt auf Kaisers Farm typischerweise Ende September zu, der letzte Mai. „Wir haben Temperaturen von wenigstens  -7° C vier Wochen lang jedes Jahr“, sagte Kaiser. Der Grund: Singing Frogs befindet sich am Tiefpunkt eines flachen Tales, wo die Temperaturen im Schnitt 5 Grad niedriger sind als im Durchschnitt als bei den Nachbarn, die nur wenige hundert Meter weiter bergauf leben. An jenem Morgen sahen Kaisers Ackerfrüchte entmutigter aus, als er selbst war — viele waren verwelkt oder tot. Fresslustige Fliegen summten überall herum.

Als ich mit Kaiser Monate später wieder sprach, war er wieder voller Energie. Trotz der Dürre erntete er reichlich und seine Einnahmen waren da schon höher als zum selben Zeitpunkt im Jahr zuvor. Das lag zum Teil daran, dass er weniger Konkurrenz auf dem regionalen Bauernmarkt hatte. Viele Nachbarfarmen hatten schwer in dem harten, trockenen Winter gelitten. Einer kaufte sein Gemüse von der Singing Frogs Farm. Aber auch Kaisers eigene Kunden waren wohlversorgt. „Beim Regionalmarkt“, sagte Kaiser, „kamen tatsächlich Leute zu mir und fragten: „Bekommt Ihr Blumenkohl Drogen?“

Todd Oppenheimer ist der Autor von  THE FLICKERING MIND: Saving Education from the False Promise of Technology. Er ist Gründer und Herausgeber des CRAFTSMANSHIP Magazine.

Fotos von Christopher D. Cook

© 2016 Todd Oppenheimer

Veröffentlicht: 15. Januar 2015

Anmerkung #1

Die Wirklichkeitswelt der Arbeit

Mit Landwirtschaft Geld zu verdienen war immer schon sehr hart. Wenn das nicht stimmte, hätte es nicht diese weltweiten Wanderungsbewegungen vom Land in die Städte seit dem Beginn der Zivilisation gegeben. In den letzten Jahren jedoch hat die Landwirtschaft so etwas wie einen romantischen Glanz bekommen (zumindest in den USA), was teilweise der wachsenden Beliebtheit der Regional- bzw. der Von-der-Farm-auf-den-Tisch-Bewegung und ihrem Widerhall in entsprechenden Lifestyle-Veröffentlichungen geschuldet ist. Der Alltag dieses „Lifestyle“ ist jedoch ein bisschen komplexer.

Kaisers langjährigster Arbeiter ist ein junger drahtiger Mann namens Marty Renner, der einen Bachelor und Master in Geschichte und einen Doktorgrad in Ernährungswissenschaft hat mit dem Fokus auf die Beziehung zwischen Boden und Zahngesundheit. Diese Abschlüsse und Referenzen zusammen mit vier Jahren Erfahrung auf der Singing-Frogs-Farm „erhöhen“ seinen Wert auf einen Stundenlohn von 15 $ ohne weitere Zuschläge.

Das ist mehr, als die meisten Farmen bezahlen (Farmarbeiter bekommen üblicherweise eine Art Mindestlohn, der in Kalifornien gegenwärtig bei 9 $ steht). Dennoch findet Renner, dass sein Lohn in einer so teuren Gegend wie Sebastopol nicht sehr hoch ist. „Wenn man nicht ohnehin schon Geld und Land hat, kann man sich mit solch einem Lohn kein Leben im Mittelklassenbereich leisten.“ Um die Miete im Sonoma County stemmen zu können, nahm Renners Frau eine Arbeit in San Francisco an, das eine Stunde entfernt ist. Eine Zeitlang lebte das Paar in einer Hütte auf einem Stückchen Land, das Renners Eltern gekauft hatten. Aber die Abzahlungen waren so hoch, dass Renners Vater das junge Paar irgendwann vor die Tür setzen musste, um selbst da wohnen zu können. Inzwischen verdient John Cheatwood, Renners Kollege, genauso viel und es geht ihm gut damit.. Er und seine Frau, die auch arbeiten geht, konnten ihren Studienkredit von 42.000 $ innerhalb von drei Jahren abbezahlen.

Wenn man sich ein bisschen näher damit befasst, wird das Bild interessanter. Beide Paare sind jung, beide erwarten ihre ersten Kinder innerhalb von Monaten. Ihre Lebensumstände machen also einen fairen Eindruck.

Cheatwood macht sich jedenfalls keine Sorgen. „Jetzt gerade sind wir in einer Tretmühle“, sagt er. „Es geht nicht vorwärts, aber auch nicht rückwärts“. Cheatwood sagt, dass ihr doppeltes Einkommen dafür sorgt, dass sie ihre Rechnungen bezahlen können, dazu auch die Versicherungspolicen und sich eine gelegentliche Reise mit dem Auto oder eine Abendveranstaltung leisten können. Für diesen Mann reicht das aus. „Wir sehen uns eher in der Arbeiterklasse als in der Mittelklasse“, sagt er ohne jede Bitterkeit. Renner jedoch verfolgt größere Ziele. Er hat zwei Nebenjobs — in dem einen zieht er 300 Hühner auf seines Vaters Eigentum auf, in dem anderen unterrichtet er Geschichte an der kalifornischen Universität Berkeley, mit dem er sich den lang gehegten Traum des Lehrerberufs erfüllt. Diese Mischung an Verpflichtungen erschöpft ihn sehr. „In einem guten Teil meiner Freizeit muss ich mich einfach körperlich erholen“, sagte er mir. „Wenn meine Frau mit mir kochen oder spazieren gehen möchte, muss ich sagen: ‚Nein, ich muss mich ein paar Tage einfach nur ausruhen’“ Kurz gesagt, Kaisers wirtschaftliche Struktur mag die täglichen Bedürfnisse seiner Angestellten zufriedenstellen, aber sie scheint nicht stark genug zu sein, ihnen eine Weiterentwicklung zu ermöglichen. Marty Bennett, emeritierter Professor für Laborgeschichte am benachbarten Santa Rosa Junior College, macht sich Sorgen darüber. „15 $ pro Stunde ohne Zuschläge sind entscheidend unterhalb des aktuellen Existenzminimums“, sagt er. Es ist nicht verwunderlich, dass die meisten Farmer selten Menschen wie Renner und Cheatwood einstellen — ausgebildete weiße Männer mit vergleichsweise vielen Möglichkeiten. Oder wenigstens nicht auf lange Zeit. (Das vorherrschende Zauberwort in der Welt organischer Landwirtschaft  lautet „WWOFer“, ein Begriff, der zugleich Unregelmäßigkeit und Unzuverlässigkeit bedeutet. WWOFer sind Menschen, die gegen Unterkunft und Verpflegung und Vor-Ort-Ausbildung und sonst ohne Lohn auf organischen Farmen arbeiten möchten (WWOF = Willing to Work on Organic Farms). Mit der Zeit ringt sich jede erfolgreiche Farm dazu durch, eine professionelle Mannschaft von Latinos anzuheuern“.

Anmerkung #2

Der unsichtbare Tanz der Bodenchemie

In einer Reihe von Bodentests über die letzten zwei Jahre wiesen Kaisers Felder durchschnittlich 50 ppm (parts per million) Nitrat auf — doppelt so viel wie die Norm von 25 ppm. Seine Phosphatmengen sind noch höher — eine Messung betrug 247 ppm. Das ist ungefähr das Fünffache dessen, was als ökologisch von den Ward-Laboren in Nebraska bezeichnet wird. (Zu den Ward-Laboren siehe weiter oben) „Ich würde sagen, dass das viel zu viel ist“, sagt Direktor Ray Ward angesichts des Phosphatgehalts.

Was einigen Bodenwissenschaftler wirklich Sorgen bereitet, mit denen ich sprach: Nach den Standards für Bodenproben sollen der oberen Bodenschicht von 15 cm entnommen werden, um sich darauf zu konzentrieren, wo wachstumsfördernde Elemente am intensivsten sein sollen. In einigen Direktsaatsystemen werden diese Proben nur aus einer Schicht von 0 bis 10 cm entnommen, weil man allgemein glaubt, dass ohne Bodenbearbeitung mit Pflug oder Egge die Nährstoffe unvermischt bleiben und auf diese Weise dichter an der Oberfläche. Kaiser jedoch glaubt, da sein Boden so nährstoffgesättigt ist, dass sein Profil tiefer gehen muss und dass auch die Wurzeln seiner Ackerfrüchte dies ausdrücken. Darum testet er generell in einer Tiefe von 23 bis 30 cm.

Welchen Unterschied macht das? „Ich weiß noch nicht einmal, wie ich das interpretieren soll“, sagte mir Thomas F. Morris, Professor für Pflanzenwissenschaften der Universität von Connecticut, der sich auf Bodenfruchtbarkeit spezialisiert hat. Eine Probe ist bedeutungslos, wenn sie nicht in der vorgeschriebenen Tiefe vorgenommen wird. Wenn er in 23 bis 30 cm Tiefe misst, bedeutet dies, dass bei 15 cm Tiefe sein Nährstoffgehalt zwei bis vier Mal höher ist. Sein Phosphor betrüge vielleicht sogar 500 bis 700 ppm, wenn er ordentlich mäße“. Das bedeutet: Das Phosphat in Kaisers Feldern könnte 10 Mal höher sein, als es sein müsste, um das Grundwasser sauber zu halten.

Aber warum schlagen sich diese hohen Werte nicht in Kaisers Teichen nieder? Die Antwort ist der Schlussbaustein in Kaisers Nitrat-Phosphat-Puzzle —  wenigstens fürs erste. Wissenschaftler sagen, dass sowohl Nitrat als auch Phosphat sich im Boden verstecken. Nitrat kann von Bodenmikroben verschluckt werden und wird nur sichtbar, wenn diese sich entleeren oder sterben. Phosphor versteckt sich anders — er klebt an Erdpartikeln und setzt sich über einen Zeitraum von Jahrzehnten frei, wenn er sich in Regenwasser löst. Manchmal entwischen diese Nährstoffe und Dutzende anderer, die gegenwärtig messbar sein können, allen Tests. Diese letztgenannte Möglichkeit kommt in Frage, weil Kaiser seine Bodenproben in größerer Tiefe als die meisten anderen vornimmt — bei 23 bis 30 cm. Bodenlabore verlangen generell, dass die Proben aus einer Tiefe von 0 bis 15 cm entnommen werden, weil in dieser Schicht die Nährstoffe am konzentriertesten sind. Kaiser kümmert sich nicht um solche Vorschriften, weil er glaubt, dass sie nicht die Tiefe seines Bodenreichtums berücksichtigen. Dies nervt die akademischen Experten sehr. „Diese Daten sind wertlos“, sagt Tim Hartz, ein anerkannter Agronom der kalifornischen Universität Davis. Thomas Morris, Connecticut, pflichtet ihm bei: „Ich brauche wirkliche Zahlen“, sagt er. „Ich brauche einen Bodentest, der den Richtlinien folgt. Er [Kaiser, Anm.] versteht das System nicht, Er geht blind vor“. Morris ist sich sicher: „Sein System ist lückenhaft. Wenn er das weitere sieben Jahre beibehält, wird es mit 99%iger Sicherheit zu einer Umweltkatastrophe kommen“.

Ray Ward hat jedoch eine ganz andere Ansicht. Nach Überprüfung von Kaisers  Boden- und Wasserproben und unter Berücksichtigung des vollen Ausmaßen von Kaisers Arbeiten kam Ward der Verdacht, dass seine Kritiker Unrecht haben könnten. Was ihn darauf brachte, waren nur zwei Proben, die im selben Loch in zwei unterschiedlichen Tiefen gezogen worden waren. Der Test zeigte, dass beide Proben den gleichen Nährstoffgehalt aufwiesen. Da dieser Test in seiner Art einzigartig war — und noch dazu allem widerspricht, was die meisten traditionellen Agronomen und Bodenwissenschaftler über das Wirken der Fruchtbarmachung wissen — waren die meisten geneigt, ihm keine Beachtung zu schenken. Und doch gleicht er einigen interessanten neuen Studien, die Ward in Nebraska beobachtete. Diese Studien verglichen maschinell bearbeitete Felder mit solchen, die überhaupt nicht bearbeitet werden. Nach ein paar Jahren des Anbaus testeten die Forscher die Böden in Schichten von jeweils 4 cm Dicke bis hinunter zur Tiefe von 20 cm. Zu jedermanns Überraschung waren die Nährstoffe in den bearbeiteten Böden langsamer nach unten gewandert als in den nicht bearbeiteten Böden, wo nichts vermischt und untergepflügt worden war. Die Forscher schlossen daraus, dass in unbearbeiteten Feldern sich eine viel größere Zahl an Bodenmikroben entwickeln konnte. Jene Mikroben bildeten kleine Netzwerke von Straßen und Wegen durch den Boden, sodass sie Nährstoffe schneller und effektiver transportieren konnten, als ein Pflug dies kann. „Wenn man solche Poren durch Nichtbearbeitung öffnet“, erklärt Ward, „bewegen sich diese Stoffe rascher wegen der Aktivität der Würmer“. Mit anderen Worten: Was in der einen Umgebung übertrieben ist, muss es nicht in einer anderen sein. „Paul hat vielleicht genug Boden entwickelt, der diese übertriebenen Maßnahmen verkraften kann“, sagt Ward. „Er kann das jetzt tun, weil er immer noch organisches Material aufbaut. Aber kann nicht auf diese Weise immer so weiter machen, sonst wird der Boden irgendwann überlaufen“.

Angesichts von Kaisers besonderen Umständen ist Ward nicht besorgt wegen dessen hohen Menge an Nitrat (sogar, wenn sie bei 40-55 ppm liegen). Aber Kaisers Phosphatmengen beunruhigen ihn schon und fast jeden anderen, mit dem ich sprach. Das ist kein Wunder. Mitte Januar berichteten 18 Forscher im Magazin „Science“, dass die Verschmutzung durch Phosphat und Nitrat eine der vier Veränderungen darstellen, die durch menschliches Zutun über Jahrhunderte angerichtet worden ist und die jetzt dabei ist, die Belastungsgrenze unseres Planeten zu überschreiten. Das sollte wirklich jeden beunruhigen. Überanwendung von Phosphordünger — ein Fehler vieler Farmer — trägt noch zu einem anderen sich anbahnenden Problem bei: die Erschöpfung der weltweiten Phosphorreserven, die im Bergbau gewonnen werden.

Urban88

The Drought Fighter – Could a controversial farmer in California have found the most effective way to grow food in a warming world?

By TODD OPPENHEIMER

On Singing Frogs Farm, a relatively minuscule, 8-acre operation in Sebastopol, California, Paul Kaiser says he is grossing more than $100,000 an acre just by harvesting vegetables. This is an astronomical sum for an urban farmer in today’s world.

One afternoon last March, on a small vegetable farm that Paul Kaiser runs in a particularly chilly valley in Sebastopol, California, a group of agriculture specialists gathered around a four-foot steel pole. The experts had come to test the depth and quality of Kaiser’s top-soil, and one of them, a veteran farmer from the Central Valley named Tom Willey, leaned on the pole to push it into the dirt as far as he could. On a typical farm, the pole comes to a stop against infertile hard-pan in less than a foot. But in Kaiser’s field, the pole’s entire length slid into the ground, and Willey almost fell over. “Wow, that’s incredible,” he said, wondering if he’d hit a gopher hole. The whole group burst out laughing. “Do it again! Do it again!” said Jeff Mitchell, a longtime professor of agriculture at the University of California at Davis.

The group successfully repeated the exercise, over and over—for photo ops, and to be sure that Kaiser really had accomplished the various feats he talks about, which he does almost incessantly these days. It’s not the easiest sell. Kaiser, an ebullient former woodworker who is only 40, farms a mere eight acres, and harvests fewer than three of them. Nonetheless, his methods are at the forefront of a farming movement that is so new (at least in the U.S.), and so built for a climate-changed world of diminishing rains, that it opens up gargantuan possibilities. One might call this methodology sustainability on steroids, because it can generate substantial profits. Last year, Kaiser’s Sonoma County farm grossed more than $100,000 an acre, which is 10 times the average per-acre income of comparable California farms. This includes Sonoma’s legendary vineyards, which have been overtaking farmland for decades, largely because wine grapes have become much more lucrative these days than food, at least the way most farmers grow it.

Kaiser manages all of this without plowing an inch of his ground, without doing any weeding, and without using any sprays—either chemical or organic. And while most farmers, even on model organic farms, constantly tinker with various fertilizer cocktails, Kaiser concentrates on just one: a pile of rotten food and plants, commonly known as compost, and lots of it. Kaiser then adds this compost to a rare blend of farming practices, both old and new, all aimed at returning dirt to the richest, most fertile seedbed possible. “It’s unique,” Mitchell told me after his visit. “I’ve never seen anything approaching that kind of thing.”

Kaiser’s farm may be minuscule in comparison with the mega-farms that feed most Americans today. But each of Kaiser’s methods is being used, to some degree, by much larger operations—both in and outside the U.S.—with growing success. By combining all of these practices in one place, and taking a few to the extreme, Kaiser has turned his farm into an unusual, and increasingly controversial, field experiment. Judging by his progress on this experiment so far, Kaiser may not yet have solved all of the equations he thinks he has. What matters, though, is the ambition of his efforts—and his proximity to the answers. Perhaps the best name for all of those efforts, and their ultimate answers, is Organic Farming 2.0, because the standard practices of organic farming have fallen so far short of their environmental ideals.

“On some of the big organic farms, the soils are incredibly destroyed,” Ray Archuleta, an agronomist with the U.S. Department of Agriculture, recently told me. The reason Archuleta gave me is almost counterintuitive: While they do avoid chemicals, most organic farmers still resort to what are essentially artificial methods of cultivation, based largely on tearing up the ground with discs and spaders, the same way conventional farmers do, then abandoning it until the next season. They also use too much water. As an illustration of Archuleta’s point, in the five years since Kaiser stopped plowing his fields, his irrigation levels have dropped by more than half, to as little as an hour a week, with production steadily increasing. He now irrigates almost exclusively with a drip system, through thin plastic tubes; meanwhile, some of his organic neighbors still run sprinklers, which require massive amounts of water, much of which is lost almost immediately through evaporation.

This is a big deal. As everyone knows by now, California has been going through an historic drought. 2014 was its hottest year on record, and panic across the state got to the point where farmers went on a frenzy of costly well-drilling. As a consequence, water levels in California aquifers got low enough that in some areas the farmland started caving in. In one Central Valley community the ground subsided so dramatically that a local dam dropped three feet in five years. Across the Midwest, conditions have not been much better. A replay of the Dust Bowl of the Great Depression has been threatening in some of the very same places that it struck the last time: eastern Colorado, New Mexico, Nebraska, Texas, Kansas, and Oklahoma.

The drought is the most obvious reason for these troubles. But the sparse rainfalls simply highlight, and aggravate, a problem that has been accumulating for decades: the steady thinning out of America’s top-soil. “I never thought I would see the dust bowl again,” Archuleta says. “We’ve spent trillions of dollars and we’re still in the same place. What’s going on?”

Archuleta’s question is quickly becoming paramount, as illustrated by weather patterns throughout the American West. Across most of California, fall rains did not materialize in 2014 until December. When the first wave finally arrived, they were torrential, in some areas up to eight times what’s normal for the month. Yet temperatures were so warm that the mountains were left with very little snowfall—and snow is the key to keeping California farmland irrigated during the long summer dry spell.

To make matters worse, after December’s early outburst of rain, the skies in California essentially dried up again. If you listen to climatologists, this pattern is likely to become the new norm, only worsening as the years go by. Three high-level reports (two from U.S. agencies and one from Japan) recently found that 2014 was the hottest year in the earth’s recorded history.

These droughts are not just a West Coast issue. California has long served as the nation’s primary supermarket, providing more than 90 percent of its artichokes, celery, garlic, plums, kiwis, and walnuts; and more than 50 percent of virtually every other fruit and vegetable you eat. When looked at from this perspective, the fields on Paul Kaiser’s little farm are crawling with implications.

Read more: craftsmanship.net/drought-fighters © 2016 Todd Oppenheimer

Netzfrau Ursula Rissmann-Telle

Landwirtschaft geht auch anders, ohne GVO und Pestizide! – Farming in a different way!

New York „Eine Stadt macht satt“ – Gemüse von den Dächern Brooklyns

Wenn Ihnen jemand sagt, Genmanipuliertes sei sicher, dann fragen Sie bitte, wer die Studie finanziert hat – Immer mehr Reiche schwören auf ökologische Landwirtschaft

Vorbildlich: Metropolregion Santiago de Chile: Urbane Landwirtschaft in der Stadt – Los nuevos ecobarrios de la Ciudad

Lerne den Arzt-Farmer kennen, der die Pflanzen anbaut, die er seinen Patienten verschreibt – Meet the Physician-Farmer Who Grows the Plants He Prescribes to His Patients

Mehr mit weniger! Die vertikale Revolution: Agrarwolkenkratzer lösen Hungerproblem

Puerto Rico – Mit heimischen Nahrungsmittelversorgung gegen wirtschaftliche Krise – Neue Generation von Kleinbauern – Dependent on imports, Puerto Rico’s food eyes local rebirth

Krebserkrankungen steigen weltweit drastisch an! Studie: Pestizide von Monsanto verdoppelt das Lymphdrüsenkrebs-Risiko – Study: Glyphosate Doubles Risk of Lymphoma

 

gefunden bei: https://netzfrauen.org/2016/09/08/der-mit-der-duerre-tanzt-koennte-es-sein-dass-ein-umstrittener-kalifornischer-landwirt-die-wirksamste-methode-gefunden-hat-nutzpflanzen-in-einem-sich-erwaermenden-klima-anzubauen/

Studie bescheinigt grüner Gentechnik Totalversagen

Ob Monsanto oder Bayer: Die von Saatgutkonzernen im Kampf gegen den Welthunger angepriesenen Wundermittel zur Erntesteigerung halten nicht, was sie versprechen.

Gentechnisch verändertes Saatgut steigert weder die Ernteerträge, noch bekämpft es den Welthunger oder reduziert den Einsatz von Pestiziden

Foto: pa Gentechnisch verändertes Saatgut steigert weder die Ernteerträge, noch bekämpft es den Welthunger oder reduziert den Einsatz von Pestiziden

Der zunehmende Einsatz von grüner Gentechnik in der weltweiten Landwirtschaft hat einer neuen Studie zufolge in vielen Ländern desaströse Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Als Grüne Gentechnik bezeichnet man den Einsatz von gentechnisch manipuliertem Saatgut in der Landwirtschaft.

Die Versprechungen von Saatgutunternehmen wie Monsanto, Bayer und Co auf höhere Erträge, eine bessere Bekämpfung des weltweiten Hungers und den reduzierten Einsatz von Pestiziden hätten sich jedoch nicht erfüllt, sagte die Trägerin des alternativen Nobelpreises, Vandana Shiva, bei der Vorstellung der Analyse in Berlin. „Nichts davon ist wahr“, fügte sie hinzu.

„Superunkräutern“ ist kaum noch beizukommen

 

Stattdessen gebe es immer mehr „Superunkräuter“, denen mit den herkömmlichen Mitteln nicht beizukommen ist, Schädlinge, die bisher keine waren, und Bauern, die sich in völliger Abhängigkeit der Saatgutriesen befinden und von diesen in den wirtschaftlichen Ruin getrieben würden.

Laut der Studie unter dem Titel „The GMO emperor has no clothes“, die von Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt darunter dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gemeinsam zusammengetragen wurde, befinden sich zwei Drittel des Weltsaatgutmarktes mittlerweile in den Händen von Monsanto.

Die Auswirkungen dieser praktischen Monopolstellung zeigten sich unter anderem im Baumwollanbau in Indien, sagte Vandana Shiva. Dort kontrolliere Monsanto 95 Prozent des Saatgutmarktes mit dem Ergebnis, dass sich der Preis für Saatgut in den vergangenen zehn Jahren um über 8000 Prozent verteuert hat.

Viele Kleinbauern müssten deshalb Kredite aufnehmen, die sie nicht bedienen können, weil die versprochenen Erträge des gentechnisch-veränderten Saatguts nicht erreicht werden.

Wegen dieser ausweglosen Schuldenspirale hätten sich in den vergangenen zwölf Jahren nach offiziellen Statistiken allein 250.000 indische Bauern umgebracht, sagt die Umweltaktivistin. Weltweit sind mittlerweile 62 Prozent der Baumwolle gentechnisch verändert.

In Indien hat sich der Einsatz von Pestiziden gegen Pflanzenschädlinge seit dem Anbau gentechnisch veränderter Baumwolle um das 30fache, in China um das zwölffache erhöht. Aber auch in den USA richteten die Gen-Pflanzen großen ökonomischen Schaden an.

Die Flächen, die von pestizid- und herbidzidresistenten „Superunkräutern“ befallen seien, die durch Auskreuzungen entstanden sind, hätten sich in den vergangenen vier Jahren verfünffacht.

Weltweit sollen bereits 20 Millionen Hektar Ackerland von den Kräutern verseucht sein. Zur Bekämpfung habe Monsanto jetzt ein Mittel auf den Markt gebracht, das dem verpönten Entlaubungsgift „Agent Orange“ gleiche, sagt Shiva.

Scharfe Kritik wird in der Studie auch an der Verknüpfung der US-Hilfsprogramme mit grüner Gentechnik geübt. Jedes Getreide oder Saatgut, das aus den USA in Entwicklungsländer geliefert wird, sei automatisch gentechnisch verändert. An die Europäer appellierte Vandana Shiva deshalb, standhaft zu bleiben und in dieses Räderwerk einzugreifen.

Die vollständige Studie auf Englisch finden Sie unter www.navdanyainternational.it .

gefunden bei: http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article13755786/Studie-bescheinigt-gruener-Gentechnik-Totalversagen.html

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