Geschützt: Aufstand des Gewissens Teil 2

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Wovor warnte Osama bin Laden ?

Osama bin Laden warnte vor fast allen Inhalten des Handbuchs des Islamischen Staates. Aus am Dienstag veröffentlichten Dokumenten, die auf dem Anwesen sichergestellt wurden, wo der Al-Qaida Führer 2011 getötet wurde, geht hervor, dass Osama bin Laden seine letzten Jahre mit dem aussichtslosen Kampf verbrachte, die Aufspaltung seines Terrornetzwerks und eine Übernahme der brutalen Vorgehensweise zu verhindern, die seither zu einem der Hauptmerkmale des sogenannten Islamischen Staats geworden sind. In Briefen an Untergebene verurteilte bin Laden nahezu jeden Aspekt des Handbuchs des Islamischen Staats. Er warnte davor, mehr Gebiete einzunehmen, als man halten könne, verfrüht die Wiederherstellung eines „Kalifats“ auszurufen oder „Bilder von Gefangenen zu veröffentlichen, nachdem diese enthauptet wurden.“ Die Warnungen wurden ausgesprochen, mehrere Jahre bevor der Al-Qaida Ableger im Irak die Verbindungen kappte und sich selbst als Islamischen Staat bezeichnete. Doch die Dokumente verdeutlichen das Ausmaß, in dem die ideologischen Differenzen hinter dem Bruch schon vor bin Laden’s Tod unüberbrückbar wurden. „Die Ursprünge der Unstimmigkeiten zwischen Al-Qaida und dessen irakischem Flügel – alles ist dort ausgebreitet,“ sagte einer hoher Beamter der US-Geheimdienste, der bei der Durchsicht von bin Laden’s Briefen und weiteren Materialien beteiligt war, die für die Veröffentlichung vom Dienstag freigegeben wurden.

Bewohner der Stadt Abbottabad vor dem Haus, wo 2011 Osama bin Laden getötet wurde
Im End­ef­fekt warn­te bin Laden seine Un­ter­ge­be­nen, dass wenn sie dem Vor­bild des IS folg­ten, „es schei­tern wird“, sagte der Mit­ar­bei­ter, und fügte hinzu, dass er und an­de­re An­ti-Ter­ror-Ex­per­ten nun „dar­auf war­ten, zu sehen, ob bin Laden Recht be­hält.“ Mit Ver­weis auf die Si­cher­heits­re­le­vanz des Ma­te­ri­als bat der Be­am­te darum, an­onym zu blei­ben. Ob­wohl der Is­la­mi­sche Staat in den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten schwe­re Rück­schlä­ge hin­neh­men muss­te, hat die Or­ga­ni­sa­ti­on in den Jah­ren, seit bin Laden diese Bot­schaf­ten ver­fass­te, Al-Qai­da als füh­ren­den Ver­tre­ter is­la­mis­ti­schen Mi­li­ta­ris­mus ab­ge­löst und die Mut­ter­ge­sell­schaft als meist­ge­fürch­te­ten Ur­he­ber ter­ro­ris­ti­scher An­schlä­ge in Eu­ro­pa und den Ver­ei­nig­ten Staa­ten er­setzt. Bin Laden’s ver­zwei­fel­te Ver­su­che, in­ter­ne Strei­tig­kei­ten über die Aus­rich­tung der Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on ein­zu­däm­men las­sen sich in den Brie­fen nach­le­sen, die Teile einer grö­ße­ren Samm­lung von 112 Do­ku­men­ten sind, wel­che am Diens­tag vom Büro des US-Nach­rich­ten­dienst­ko­or­di­na­tors ver­öf­fent­licht wur­den. Die Un­ter­la­gen sind die neu­es­ten frei­ge­ge­be­nen und der Öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich ge­mach­ten aus einem um­fang­rei­chen Fund in dem Kom­plex in Ab­bot­ta­bad, Pa­kis­tan, wo bin Laden im Rah­men einer He­li­ko­pter-Raz­zia von US-Na­vy SEALs ge­tö­tet wurde. Ver­tre­ter der US-Ge­heim­diens­te stell­ten eine letz­te Ver­öf­fent­li­chung aus dem bin La­den-Fun­dus im Ver­lauf die­ses Jah­res in Aus­sicht. Die Samm­lung um­fasst Brie­fe an Un­ter­ge­be­ne bei Al-Qai­da, Nach­rich­ten von An­hän­gern, in denen diese sich be­reit­er­klä­ren, Selbst­mord­an­schlä­ge zu ver­üben, und Äu­ße­run­gen zu be­stimm­ten The­men, dar­un­ter die Über­zeu­gung bin Laden’s, dass die Ver­ei­nig­ten Staa­ten und Iran auf dem Weg in einen apo­ka­lyp­ti­schen Krieg seien. In einem Brief rügt bin Laden einen sei­ner Stell­ver­tre­ter dafür, An­schlä­ge im Iran an­ge­droht zu haben: „Wie dir be­wusst sein soll­te, ist der Iran un­se­re Le­bens­ader für Geld­mit­tel, Per­so­nal und Kom­mu­ni­ka­ti­on.“ Mit­glie­der der Fa­mi­lie bin Laden wur­den jah­re­lang im Iran in einer Art Haus­ar­rest ge­hal­ten, was zu Spe­ku­la­tio­nen dar­über führ­te, dass Al-Qai­da und Te­he­ran eine vor­sich­ti­ge Al­li­anz ge­bil­det hat­ten. Al­ler­dings er­klär­ten US-Ge­heim­dienst­mit­ar­bei­ter, man habe in den Un­ter­la­gen von Ab­bot­ta­bad keine Hin­wei­se auf ein for­ma­les Ab­kom­men die­ser Art ge­fun­den. An­de­re Do­ku­men­te ge­wäh­ren neue Ein­bli­cke in den All­tag bin Laden’s in­ner­halb des um­mau­er­ten Kom­ple­xes in Ab­bot­ta­bad und bie­ten Hin­wei­se auf die zu­neh­men­de Be­las­tung der pa­kis­ta­ni­schen Ka­me­ra­den, die als seine Be­treu­er und Ku­rie­re fun­gier­ten. An einer Stel­le schreibt bin Laden an einen Kol­le­gen, dass das be­reits acht Jahre wäh­ren­de Ar­ran­ge­ment Abu Ahmed Al-Ku­wai­ti der­art stra­pa­ziert habe, dass sich der Ge­sund­heits­zu­stand des Ku­riers ver­schlech­te­re und dass „wir un­be­dingt neue Be­glei­ter für deren Er­satz su­chen müs­sen, weil sie uns schon seit lan­gem darum bit­ten, ent­las­sen zu wer­den.“ Dar­auf­hin ver­fasst er eine Art Stel­len­be­schrei­bung und schreibt, die Auf­ga­be be­ste­he haupt­säch­lich darin, „ab­zu­si­chern“ und Be­sor­gun­gen zu er­le­di­gen. „Wir ba­cken unser ei­ge­nes Brot und die Milch wird zum Haus ge­lie­fert,“ schrieb er, und fügte hinzu, dass die Kin­der in dem An­we­sen nicht zum Dok­tor gin­gen, „außer […] bei Kno­chen­brü­chen.“ Bin Laden fürch­te­te vor dem Hin­ter­grund einer aus­ufern­den Kam­pa­gne von CIA-Droh­nen­an­grif­fen zu­neh­mend um seine Si­cher­heit. Au­ßer­dem wirk­te er häu­fig ah­nungs­los be­züg­lich der tat­säch­li­chen Ver­fas­sung sei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on und for­der­te Stell­ver­tre­ter auf, Ope­ra­tio­nen durch­zu­füh­ren und Po­si­tio­nen zu be­set­zen, selbst wenn diese ein­dring­lich dar­auf hin­wie­sen, keine ent­spre­chen­den Re­kru­ten zur Ver­fü­gung zu haben. Ein Groß­teil der Nach­rich­ten sind ver­mut­lich zwi­schen 2009 und 2011 ver­fasst wor­den. Ei­ni­ge der Do­ku­men­te sind je­doch hand­ge­schrie­ben und da­tie­ren noch vor den An­schlä­gen vom 11. Sep­tem­ber 2001. Dar­un­ter be­fin­det sich auch ein Tes­ta­ment, dass nach An­sicht der Be­am­ten wahr­schein­lich Mitte der 1990er im Sudan ver­fasst wurde, noch bevor bin Laden nach Af­gha­nis­tan über­sie­del­te. In hin­ge­krit­zel­ter ara­bi­scher Schrift sagt bin Laden, er habe 29 Mil­lio­nen Dol­lar auf einem Bank­kon­to im Sudan und hin­ter­lässt de­tail­lier­te An­wei­sun­gen, dass wenn er ster­be, er von sei­nen An­hän­gern er­war­te, „mein ge­sam­tes ver­blie­be­nes Geld“ zur Fort­set­zung der welt­wei­ten Ter­ror­kam­pa­gne aus­zu­ge­ben. Die Summe war ein Teil von bin Laden’s An­teil eines im­men­sen Ver­mö­gens, dass seine Fa­mi­lie durch Ver­trä­ge über Bau­pro­jek­te mit der sau­di­schen Kö­nigs­fa­mi­lie er­wirt­schaf­tet hatte. US-Ver­tre­ter sag­ten, sie wüss­ten nicht, was aus dem Geld auf dem su­da­ne­si­schen Konto ge­wor­den sei.